Heute – Morgen – Gestern

„Ein Fehler, den meiner Meinung nach viele ,politische Denker‘ (…) machen, ist dieses ewige ,Lasst uns nach vorne schauen‘. Man möchte sich dann als betont konstruktiv und vernünftig geben. Was man damit aber macht, ist, Politikern zu helfen, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Es ist absolut kein Wunder, dass Politiker die vielen Verfehlungen, gebrochenen Zusagen oder Untätigkeiten der Vergangenheit scheuen und immer nur in blumigen Worten über die Zukunft reden wollen. Denn ,morgen‘ wird nie kommen. Und wenn morgen dann doch kommt und man Fehler gemacht hat, dann ist morgen schon längst wieder gestern.“

Elisa David, Tichys Einblick, 30. 9. 2022

 

Von Posen und von Poseuren

Dass das Posieren, die eitle Selbst-Darstellung, im Alltag allgegenwärtig geworden ist, bedarf keiner Erklärung, es reichen die alliterativen Stichwörter Smartphone, Selfie, Selfie-Stick. Im Gegensatz zum schlichten Blick in den Spiegel kosten die, die sich da selbst zulächeln, ihren Narzissmus doppelt aus. Sie schwelgen nicht nur in den Wonnen des eigenen Bildes, sondern auch in der  Vorstellung, dass ihre Bekannten bei Erhalt des Selfies diesen Anblick ebenfalls goutieren werden.

Im Bereich der Politik ist die Pose in einer anderen Form präsent. Man denke an jenen Wuschelkopf mit der gefurchten Stirn, der als deutscher Wirtschaftsminister posiert, dessen Dilettantismus, dessen fachliche Insolvenz jedoch bei jeder näheren Talk-Show-Befragung offen zutage tritt. Einen Hochstapler mag man ihn deshalb trotzdem nicht nennen, dafür tarnt er seine Ignoranz der ökonomischen und energiepolitischen Feinmechanik nicht durchtrieben genug. Jeder, der mal im universitären Bereich mit Geisteswissenschaftlern zu tun hatte, kennt diesen Typus des germanistischen Rauners und Schwurblers. Über die Posen der Außenminister-Darstellerin ließe sich auch einiges sagen, der Titel dieses Blog-Eintrags müsste dann um den Begriff der poseuse erweitert werden. (Wen es interessiert: Ich habe hier auf diesem Blog im letzten Jahr ihr Buch rezensiert).

Ein viel dreisterer Typus des Selbstdarstellers ist der des bewußt betrügerischen Manipulators. Das bekannteste Beispiel der letzten Jahre ist der ,Spiegel‘-Autor Claas-Hendrik Relotius, jener Betrüger, der 2018 als Verfasser teilweise frei erfundener ,Reportagen‘ – etwa zu den Segen der Merkelschen Migrationspolitik oder den Verfehlungen des Donald Trump – entlarvt wurde.

Zuvor war er viermal mit dem deutschen Reporterpreis aufgezeichnet worden. (Keinerlei Evidenz gibt es dafür, dass Jury-Mitglieder wie Caren Miosga oder Friedrich Küppersbusch, die sich selbst als ,kritische Journalisten‘ sehen, danach etwa in sich gegangen wären.)

Übrigens: Ausgerechnet 2014, also zwischen zwei Jahren, in denen er jeweils den Preis erhielt, wurde das Wort ,Lügenpresse‘ von einem woken ,Expertengremium‘ zum Unwort des Jahres gekürt.

Der Minister ist ein Schaf im Schafspelz, der Journalist war ein manipulativer Wolf im Schafspelz. Eine weitere Variante ist die des Schafs im Wolfspelz. Man denke an die Kids von Fridays For Future, die Schulschwänzen und Demos nutzen, um Aufruhr und Rebellentum zu mimen, während sie genau wissen, dass ihnen dafür haufenweise Beifall gewiss ist. Neben den Plakaten vergessen sie auch den Selfie-Stick nicht, da man auf der Demo jede Menge herrlicher Selfies machen kann; das Ganze statt Mathe-Unterricht.

Auf Twitter berichteten Eltern, als es vor drei Jahren losging, sogar von Fällen, in denen Klassenlehrer einzelne Dissidenten zu sich zitierten und Auskunft darüber verlangten, warum diese Schüler denn NICHT pflichtschuldigst zur Demo gegangen seien.

Vor zehn Jahren las man in der deutschen Presse, dass betagte Demonstranten sich wie waschechte civil rights activists von polizeilichen Einsatzkräften forttragen ließen – und dabei lachten: Es war schließlich nicht Alabama 58, sondern bloß Stuttgart 21.

Zur Schaf-im-Wolfspelz Pose gehört auch eine neulich von mir in der Vorabendmesse gehörte Predigt, in der der Pater in  gedehnter Rede von seinen Missionserfahrungen in Afrika berichtete. Jeder sei dort im Gottesdienst willkommen, egal ob er 2, 3 oder 4 Ehefrauen habe. Der Kirche stehe es nicht zu, solche Menschen auszugrenzen. Mit Donnerstimme forderte er dann, die Kirche müsse endlich TOLERANT werden.

Die kleinste, billigste, abgegriffenste Münze des gegenwärtigen öffentlichen Diskurses, die obligatorische Forderung nach TOLERANZ  – vorgetragen im Duktus eines widerborstigen Mahners …

Wie lautete doch eines der zentralen motti des Barock?  „Alles ist eitel.“

 

Aufholen nach Corona mit Speaking Better English

Weniger als ein Jahr nach dem letzten Mal (Oktober 2021) ist ein weiterer Neudruck eines der erfolgreichsten Englischbücher im deutschsprachigen Raum erschienen, ,Speaking Better English – Lernwortschatz für die mündliche Kommunikation‘. Ich danke dem Klett-Verlag und meinen beiden Co-Autoren, Dr. Rolf Giese und Eckhard Schroeder. Die Rückmeldungen, die wir Autoren erhalten – aus dem Kreis der Zehntausenden von Lesern seit der Erstausgabe 2015 – sind durchgehend höchst positiv, ja häufig begeistert.

Vor allem die unbedingte Praxis-Orientierung ist es, die hervorgehoben wird, die lexikalischen und strategischen Hilfen, die das Buch zur Vorbereitung auf anspruchsvolle Kommunikationssituationen (wie etwa ein Bewerbungsgespräch oder die Leitung einer Diskussion) bietet.

Die beiden Werke Speaking Better English und Writing Better English sind ideale Lernmaterialien zum Aufholen nach Corona.

In 10 übersichtlich gegliederten Kapiteln liefert das Buch allen, die ihre Englischkenntnisse festigen und differenzieren wollen, eine kompetenzorientierte, kompakte Lern- und Nachschlag-Hilfe, mit Audio-Downloads.

Die Vokabeln und Redewendungen sind nicht nach altmodischer Weise isoliert aufgelistet, sondern werden im Zusammenhang von Satzmustern päsentiert, um das flüssige Sprechen zu ermöglichen.

,Speaking Better English‘  bietet einen strukturierten Zugriff auf die Themen ,Taking part in everyday conversation‘, ,Classroom phrases‘,  ,Telephoning‘, ,Job interviews‘, ,Giving a presentation‘, ,Taking part in a discussion‘, ,Chairing a discussion‘, ,Mediating‘, ,Oral exams‘ und ,Giving feedback‘ und enthält einen englisch-deutschen und deutsch-englischen Index.

 

 


Neuer Fachaufsatz erschienen

Auf der Internet-Plattform The Carolingian – European Forum of Cultural Debate ist mein Aufsatz über Pedro Calderóns Stück El Médico de su honra erschienen. Er ist gratis abrufbar.

 

6. Oktober 2022 Freundliche Einladung an ALLE zum VORTRAG/zur Zoomkonferenz

Am 6. Oktober 2022 werde ich in der Vortragsreihe ,Blütenlese‘ des Deutsch-Rumänischen Vereins (Gießen) über Ovid sprechen (ca. 30 Minuten) und für Fragen zur Verfügung stehen. Unten finden Sie den Link zum Flyer der Vortragsreihe.


 

Flyer Blütenlese_Antologie 2022

Neudruck 2022 von EXCELENTE

Der erfolgreiche Lehrerband ,EXCELENTE – Korrektes Spanisch in der Oberstufe‘ ist in den letzten Tagen nachgedruckt worden, mein Dank gilt dem Klett-Verlag! Dieses DIN A4-formatige Werk enthält 72 Kopiervorlagen (plus Lösungen online), zu den drei Schwerpunkten Vocabulario, Gramática und Estrategias (Lernstrategien). Es bietet vielfältige Übungen zu Themen aus der ganzen spanischsprachigen Welt. Ich habe zu dem Werk die detaillierten grammatikalischen und lexikalischen Erläuterungen  beigesteuert.


Niente peraltro …

„A criticare sono capaci tutti e sono particolarmente bravi quelli che non combinano niente peraltro.“

Filippo Ongaro

Scrivere bene

„Il tono di voce e la naturalezza di un testo si valutano con la lettura ad alta voce: se la voce ci muore in gola o se ci vergogniamo di declamare quanto abbiamo scritto, stop e rifare; se leggiamo perfettamente a nostro agio, via libera!“

Luisa Carrada, Guida di stile, Bologna (Zanichelli editore) 2017, S. 50

Neuer Fachaufsatz online

Auf der Webseite The Carolingian – European Forum of Cultural Debate ist heute ein neuer Fachaufsatz von mir erschienen, der sich mit „le plus grand genie dramatique que l’Espagne a produit“ (so Albert Camus) beschäftigt: Don Pedro Calderón de la Barca, genauer gesagt mit seiner Adaption der Ovid-Geschichte von Narziss und Echo. Mein Aufsatz trägt den Titel „Narziss in Madrid – Calderóns Eco y Narciso und Ovid.“

Dank an die Teilnehmer der gestrigen Zoom-Konferenz

Mein Dank gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Zoom-Konferenz vom Donnerstag, dem 18. November, an dem ich im Rahmen der vom Deutsch-Rumänischen Verein Gießen veranstalteten Vortragsserie ,Blütenlese‘ zum Thema „Ovid – Vater Rumäniens“ gesprochen habe. Ich danke für die Aufmerksamkeit und das positive Feedback. Ich denke, der tiefe Sturz des ,poetischen Ikarus‘ Ovid und die mit ihm verbundenen Rätsel, aber auch der bedeutsame Einfluss des Dichters auf Rumänien und seine Literatur sind auf Interesse und Anteilnahme gestoßen. Mein besonderer Dank gilt dem Organisator und Host der Konferenz, Herrn Karsten Kopp, für seine umsichtige Konferenzleitung und für sein Engagement für die deutsch-rumänischen Kulturbeziehungen.