Zitat des Tages – Citation du jour

„Celui qui pose une question est bête cinq minutes, celui qui n’en pose pas l’est toute sa vie.“

Proverbe chinois

Zitat des Tages – Der längste lateinische Satz?

Das Fragezeichen soll die reißerische Überschrift abmildern. Immerhin: Der folgende Satz (aus dem zweiten Kapitel von Ciceros Rede Pro Archia) umfasst 124 Wörter, wenn mein MacBook sich nicht verzählt hat. Allerdings gibt es bei Cicero Längeres, etwa gegen Ende der Rede De domo sua.

Ich habe den Satz ohne Rücksicht auf das Gebot guten Stils und auf die attention span der Leser als ein einziges Satzgefüge übersetzt. Wie man sieht, ist das Ergebnis ein Bandwurm, und zwar ein im Direktvergleich mit dem Original unvorteilhaft aufgedunsener.

„Sed ne cui vestrum mirum esse videatur me in quaestione legitima et in iudicio publico, cum res agatur apud praetorem populi Romani, lectissimum virum, et apud severissimos iudices, tanto conventu hominum ac frequentia, hoc uti genere dicendi, quod non modo a consuetudine iudiciorum, verum etiam a forensi sermone abhorreat, quaeso a vobis, ut in hac causa mihi detis hanc veniam accomodatam huic reo, vobis, quem ad modum spero, non molestam, ut me pro summo poeta atque eruditissimo homine dicentem hoc concursu hominum litteratissimorum, hac vestra humanitate, hoc denique praetore excercente iudicium patiamini de studiis humanitatis ac litterarum paulo loqui liberius et in eius modi persona, quae propter otium ac studium minime in iudiciis periculisque tractata est, uti prope novo quodam et inusitato genere dicendi.“

„Damit es jedoch auf keinen von euch merkwürdig wirkt, dass ich mich in einem öffentlichen Kriminalprozess – die Verhandlung findet ja vor dem Prätor des römischen Volkes statt, einem besonders auserlesenen Mann, und vor äußerst strengen Richtern, in Gegenwart einer so zahlreichen Zuhörerschaft  – in diesem Stil an euch wende, der nicht nur von der gerichtsüblichen Redeweise abweicht, sondern auch von der allgemein auf dem Forum gebräuchlichen, bitte ich euch, mir in dieser Sache zu gestatten – da diese Erlaubnis bei diesem Angeklagten angemessen ist und euch, so hoffe ich zumindest, nicht unangenehm – mich als Anwalt eines ausserordentlichen Dichters und hochgebildeten Mannes in diesem Kreise äußerst gelehrter Menschen, in Anbetracht dieser eurer Bildung und zudem vor diesem Vorsitzendem, dem Prätor, über die geistigen und literarischen Tätigkeiten etwas freier zu äußern und mich im Hinblick auf eine Persönlichkeit, die so beschaffen ist, dass sie wegen ihres zurückgezogenen, ganz dem Geistigen gewidmeten Lebens bisher kaum jemals vor Gericht, in Prozessen herumgestoßen worden ist, einer gewissermaßen fast schon neuartigen und ungewohnten Redeweise zu bedienen.“

Auf schmallippige Mittel- und Nordeuropäer mag der emphatische Ton Ciceros fremdartig, befremdend wirken. Südeuropäische, etwa italienische, Leser werden dagegen viel von dem wiedererkennen, was heute noch den ,discorso pubblico‘ prägt. Vor allem die Liebe zum Superlativ, die auf allen Gassen Italiens so lebendig ist wie hier bei Cicero, und zwar in derselben Form: ,-issimo,-a‘.

Und: Ein südländischer Redner beherrscht die Sprache der Gesten, etwas was die ,popoli nordici‘ – das weiß man in Italien genauso wie in Spanien – niemals zu verstehen und zu goutieren vermögen, sind und bleiben diese ,Nordeuropäer‘ doch ,gli analfabeti della mimica‘ (=,la mimica corporale‘).

Die Illustration zeigt, wie sich Cesare Maccari (1840-1919) Ciceros Attacke auf Catilina in der Senatsversammlung vorstellt. Der greise Staatsmann, dessen ausladend-einladende Geste das Zusammenstehen aller gegen einen beschwört: gegen den raumsymbolisch isolierten, feurig-sinistren – natürlich: italienisch anmutenden – Jüngling Catilina. „Quo usque tandem, Catilina, abutere patientia nostra? Quam diu etiam furor iste tuus nos eludet?“

Es handelt sich um eine Briefmarkenausgabe der italienischen Post zum hundertsten Todesjahr des Künstlers aus Siena, die ich bei meinem letzten Rombesuch auf dem Postamt am Bahnhof Termini entdeckte und erstand; ein weiteres der unzähligen Beweisstücke für Schönheit (und Nutzen; in dieser Reihenfolge) der Philatelie.

„Cicerone inveisce contro Catilina“:

Zitat des Tages

„Il vizio del parolone è duro a morire. La scrittura, soprattutto in occasioni ufficiali, diventa un albero di Natale addobato di locuzioni inutili, parole ridondanti e logore, che tutto fanno tranne che aiutare la comprensione. Come insegna Leopardi, anche nella poesia –  luogo dove tutto è concesso per eccelenza – se ci va gallina, ci si mette gallina. È non ‚quell piumato animale, che, pur avendo le ali, volare non sa, o non puote per struttura, ma ancora è in grado di deporre, una volta accoccolatosi nel luogo deputato a tal scopo, piccoli prodotti di forma ovoidale.‘ “

„Das Laster des Großen Worts ist kaum totzukriegen. Was man schreibt, wird, vor allem bei offiziellen Anlässen, zu einem Weihnachtsbaum, dekoriert mit unnützen Redewendungen, überflüssigen und abgenutzten Wörtern, die alles tun – außer etwas zum Verständnis beizutragen. Wie Leopardilehrt, soll man auch in der Dichtung – dem Ort, wo alles gestattet ist – ,Henneschreiben, wenn man ,Henne’ meint.

Und nicht: ,Jenes gefiederte Tier, das zwar Flügel besitzt, aber es nicht versteht zu fliegen, oder aufgrund seiner physischen Struktur dazu außerstande, jedoch in der Lage ist – wenn es sich denn einmal an dem dafür bestimmten Ort niedergelassen hat – kleine Produkte ovoidaler Gestalt zu legen.’ 

1 Giacomo Leopardi (1798 – 1837)

Sabrina Carollo, Parlare e scrivere senza errori, Milano 2007 (Giunti editore), S. 73

Deszendenz & Evolution

Wenn von der Evolutionstheorie Charles Darwins die Rede ist, kommt es häufig zu einer begrifflichen Verwechslung, nämlich der zwischen ,Evolution‘ und ,Deszendenz‘. ,Evolution‘ setzt voraus, dass ein- und dasselbe Objekt einen Entwicklungsprozess durchmacht, was auf das Genom zutrifft.

Die Linie Vater – Sohn – Enkel dagegen ,Evolution’, zu nennen, ist falsch, denn der Sohn ist kein neuer ,Entwicklungszustand’ des Vaters, ein Zustand, der dann in den des Enkels ,überginge’, sondern hier handelt es sich um Abstammung, Deszendenz.

Anders verhält es sich, wenn – etwa in Theologie oder Philosophie – von den Menschen oder ,dem’ Menschen (als kollektiver Singular) die Rede ist und, meist im nörgelnd-scheltenden Duktus der (An-Klage), seine Entwicklung stirnrunzelnd unter das kritische Brennglas genommen wird.

So schreibt etwa Pascal in den Pensées, „Les hommes n’ayant pu guérir la mort, la misère, l’ignorance, ils se sont avisés pour se rendre heureux de n’y point penser.“ „Da die Menschen nicht den Tod, das Elend, die Unwissenheit haben heilen können, sind sie auf den Gedanken verfallen, sich dadurch glücklich zu machen, dass sie gar nicht mehr daran denken.“

Diese Kritik an ,les hommes’ kann man auch eine Kritik an der Entwicklung ,des Menschen’ nennen, und zwar an einer spezifischen Unterform von Entwicklung: der Dekadenz. Das Thema ,Évolution et décadencesoll allerdings Gegenstand dieses Blog-Eintrags nicht sein, es ist mir eine Nummer zu groß.

Im Bereich der Sprachwissenschaft findet sich ein Sujet, das oft zu einer Verwechslung führt, die der eingangs genannten ähnelt. Aber hier ist es genau andersherum: Statt von Evolution ist fälschlich von Deszendenz die Rede.

Es geht um die angebliche ,Abstammung’ der romanischen Sprachen vom Lateinischen. Es gibt sogar ein Buch mit dem anschaulichen Titel „Mutter Latein und ihre Töchter“.

2019, im ersten Jahr ante Coronam, erstand ich in der schönsten Buchhandlung des herbstlichen Bukarest ein Lehrbuch für rumänische Jugendliche, eine hervorragende Darstellung der Geschichte ihrer Heimat.

Darin heisst es: „Fostele provincii romane au rămas despărțite una de alta și, mai ales, au devenit izolate de Roma, vechiul centru al latinității. Astfel, limba latină vorbită pe teritoriul Franței s-a transformat treptat într-un dialect latin (formă diferită de latina veche și apoi  într-o limbă nouă, numită franceză; latina vorbită pământul vechii Dacii, unde ulterior se va forma România, a devenit treptat limba română.“ – „Die früheren römischen Provinzen wurden von einander getrennt und waren schließlich von Rom, dem alten Zentrum der Latinität, isoliert. So veränderte sich die auf dem Territorium Frankreichs gesprochene lateinische Sprache allmählich zu einem lateinischen Dialekt (also zu einer vom älteren Latein verschiedenen Form) und nachher zu einer neuen Sprache, genannt Französisch. Das Latein, das auf dem Boden des alten Dakiens gesprochen wurde, aus dem sich später Rumänien bilden sollte, wurde allmählich zur rumänischen Sprache.“

Die Buchhandlung Cărturești Carusel, die schönste Bukarests (der Welt?), darunter eine Karte des romanischen Sprachraums aus Ioan Aurel Pop, Istoria ilustrată a românilor pentru tineri, Bukarest (Litera) 2018, S. 36. (Das Zitat auf S. 37):

Die Frage, die die schlaueren unter den jugendlichen Lesern stellen könnten, wäre die folgende: Wo genau lag dieser Bruch, also die Ruptur zwischen Latein und Französisch/Rumänisch? Wann fand er statt?

Dass die romanischen Sprachen politisch gesehen die Sprachen ihrer jeweiligen Länder, nicht Roms, sind, tut nichts zur Sache. Sie bleiben die aktuellen ,Entwicklungszustände’, ,Updates’ des Lateinischen, das sich in verschiedene Formen aufgefächert hat.

Von jeder dieser – klar unterscheidbaren, herrlich individuellen – Formen führt eine ununterbrochene Entwicklungslinie zum Lateinischen zurück, der Wurzel ihres Wortschatzes und ihrer jeweiligen Grammatik, die in jeder von ihnen präsent sind und bleiben.

Das Bonmot von José Delgado „latín – lengua muerta imortal“ trifft es also auch nicht richtig.

Jede der ,Töcher’, von denen im Buchtitel die Rede ist, ist eine andere Erscheinungsform der signora, señora, doamnă Latein selbst. Durch innere Veränderungsprozesse und Ausseneinflüsse stets jugendlich, immer neu ,aktualisiert’.

Englisch – Soforthilfe! Ein Gastbeitrag von Dr. Rolf Giese

In den letzten Wochen erhielten wir Autoren besonders viele positive Rückmeldungen zu Writing better English und Speaking better English, vor allem aus Bayern, Baden-Württemberg und NRW.

Die beiden Bücher, die wir als Dreierteam verfasst haben, Christoph Wurm, Eckhard Schroeder und ich, entstammen unmittelbar der Unterrichts- und Prüfungspraxis.

Sie sind seit Jahren Klassiker der Abiturvorbereitung und zwei der erfolgreichsten Englischbücher. Eine doppelte ,Notapotheke‘ für Schülerinnen und Schüler, die schnell Vokabellücken füllen wollen – oder: müssen! Ideal sind sie zur Vorbereitung mündlicher und schriftlicher Englisch-Prüfungen. Sie richten sich aber auch an jeden, der seinen Ausdruck verbessern möchte. Info boxes liefern wichtige grammatikalische und stilistische Hilfestellungen.

Writing better English und Speaking better English haben sich, wie wir wissen, im gesamten deutschen Sprachraum fest etabliert, in der Schule, an der Universität, vor allem: in real life, etwa als Hilfe zur Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen und -schreiben.

Zwei übersichtlich gegliederte Handbücher für alle, die zusammenhängend Englisch sprechen und schreiben wollen.

Des bœufs et des débats …

Actuellement, suite aux élections régionales de Thuringe et la  démission forcée du nouvel élu ministre-président Kemmerich, les débats politiques allemands sont marqués par une polémique exceptionnelle, particulièrement de la part de la chancelière A. M. et de ses vassaux, qui ont fait monter le ton de la discussion de manière insupportable pour couvrir la désintégration, la possible fragmentation totale de leur propre parti.

On entend leurs cris à cent lieues, mais il devrait être clair que ces voix criardes sont peu avantageuses pour un discours public constructif; tout aussi peu que la langue de bois en vigueur, de rigueur aujourd’hui.

En suivant ces débats, je me suis souvenu d’un livre lu il y a tant d’années: les Maximes de François La Rochefoucauld (1613-1680), œuvre consacrée a une ample gamme de sujets humains et trop humains, tous universels.

Parmi les thèmes qu’il aborde en cette collection d’aphorismes – dont chacun est digne d’une plume plus douée que la mienne – figure l’art de la conversation.

Selon La Rochefoucauld, le pire ennemi de la bonne conversation et du débat courtois, c’est l’amour propre, l’égoïsme humain; une conviction exprimée en des formules concises et frappantes:

Ce qui fait que si peu de personnes sont agréables dans la conversation, c’est que chacun songe plus à ce qu’il veut dire qu’à ce que les autres disent.

On parle peu quand la vanité ne fait pas parler.

Il est dangereux de vouloir être toujours le maître de la conversation.

Les mots suivants du grande moraliste paraissent être écrits en défense de tant d’Allemands que n’en peuvent plus ni des discours formatés et moralisateurs de la caste politicienne de Berlin ni de son assurance ostentatoire:

On ne doit jamais parler avec des airs d’autorité, ni se server de paroles et de termes plus grands que les choses. On peut conserver ses opinions, si elles sont raisonnables; mais en les conservant, il ne faut jamais blesser les sentiments des autres, ni paraître choqué de ce qu’ils ont dit.

Bien écouter et bien répondre est une des plus grandes perfections qu’on puisse avoir dans la conversation.

La Rochefoucauld, Maximes et réflexions diverses, edit. Jacques Truchet, GF Flammarion, Paris 1977

Une des choses qui fait que l’on trouve si peu de gens qui paraissent raisonnables et agréables dans la conversation, c’est qu’il n’y a presque personne qui ne pense plutôt à ce qu’il veut dire qu’à répondre précisément à ce qu’on lui dit.

– C’est un des ouvrages qui contribuèrent le plus à former le goût de la nation, et à lui donner un esprit de justesse et de précision (…). Il accoutuma à penser et à renfermer des pensées dans un tour vif, précis et délicat. C’est un mérite que personne n’avait eu avant lui en Europe, depuis la renaissance des lettres. (Voltaire)

Un vrai dialogue, un échange ouvert, à la fois franc et respectueux, d’idées et d’arguments – ne serait-il pas une alternative souhaitable au bêlement des brebis, au mugissement des bœufs de Berlin que nous fatiguent ces jours-ci?

Il piacere di imparare …

Non vi dico niente di nuovo, è ben noto che ascoltare dei PODCAST regolarmente è il metodo più facile e divertente per migliorare e sviluppare la tua comprensione orale in una lingua straniera.

Per chi vuole esercitare il suo ITALIANO, ci sono molti podcast utili; oggi vi presento le mie cinque emisioni predilette, che mi sono scaricate sui miei dispositivi portatili (iPhone e iPad). Queste emisioni sono fedeli amici che mi accompagnano da tutte le parti, formando parte della mia vita, insieme ad alcuni podcast francesi, portoghesi e rumeni. In più, seguo le video-lezioni correspondenti su Youtube.

C’è un antidoto più efficace alla malinconia dei pomeriggi tedesci di febbraio, piovosi e tediosi, che ascoltare una voce simpatica parlando di Paris, del Brasile o del bel paese là dove´l SÌ suona?

(Sì, ho letto la Commedia e ho scritto e pubblicato qualche anno fa un articolo dedicato a De vulgari eloquentia, scaricabile gratis nella sezione Portfolio di questa pagina.)

Le produttrici e i produttori italiani di cui parlo sono professioniste. Hanno studiato letteratura, linguistica, didactica delle lingue straniere a livello universitario. È, più importante, hanno imparato altre lingue, e conoscono per esperienza personale i problemi connessi all’acquisizione di un nuovo idioma.

A parte la qualificazione, ci sono altri fattori decisivi, imprescindibili per rendere un podcast una esperienza veramente fruttuosa:

(1) Una dizione chiara e precisa, ma non artificiale.

(2) Una voce melodica, un gradevole timbro di voce.

(3) Un senso dell’umorismo.

(4) Una personalità simpatica, carismatica.

La lista seguente è in ordine alfabetico, no è una hitparade. I quatro podcast mi piacciono ugualmente: ci sono giorni quando preferisco l’uno o l’altro – o ascolto tutti in successione! Sono esempi paradigmatici dei quatro fattori predetti. Caschi pure il mondo, non mi perdo una puntata!

ECCO IL PANTHEON (NO: IL PANETTONE):

LEARN AMO

Graziana Filomeno e Rocco Dabellonio presentano questa emisione, due laureati della università di Bari con un grande senso dell‘ umorismo. Tutti i episodi sono divertenti. Le video-lezioni su Youtube sono particolarmente ben prodotti. Il piacere di imparare … Episodi preferiti: Le regioni e i capoluoghi italiani e Le 27 parole italiane più usate.

LEARN ITALIAN WITH LUCREZIA

Lucrezia Oddone, di Roma, è una donna inteligente e carismatica, insegnante buonissima. Dedica alcuni degli episodi alla grammatica basica del italiano. La sua dizione è insuperabile. Vi da consigli pratichi per la vostra visita a Roma, ad esempio come evitare i ristoranti turistici. I miei episodi prediletti: Scrivere a mano per memorizzare e L’Epifania tutte le feste (si) porta via.

PENSIERI & PAROLE

Linda Riolo ha vissuto molti ani lontano dall’Italia, nella piovosa Irlanda, a Dublino, dove ha insegnato l’italiano. Oggi vive in Piemonte, ove e nata. È laureata in letteratura italiana contemporanea. I episodi del suo podcast sono miniature informative, originali e bene formulati, trattando i più diversi aspetti della vita culturale italiana: la historia, la letteratura, il cinema. La dizione e melodia di voce di Linda sono insuperabili. Il mio episodio prediletto: L‘ Unicornio.

VOU ARENDER ITALIANO

Il titolo di questo podcast è in portoghese, perché Pierlugi Rizzo vive e insegna l’italiano in Sao Paulo, e alcune spiegazioni sono in questa lingua. Spesso confronta espressioni e regole italiane con gli equivalenti portoghesi. È proprio questo che mi aiuta molto, perché parlo lo spagnolo e comprendo il portoghese. Episodio preferito: 5 curiosidades sobre as cidades italianas.

PODCAST ITALIANO

Questo Pantheon saria assurdamente incompleto senza Davide e Erica. Davide Gemelli, di Torino, produce episodi sempre informativi, con aiuta di Erica. Riflessioni critiche e informazioni MASSIVE a soggetti diversi della vita italiana. I miei episodi prediletti: la trilogia dedicata all‘ emigrazione italiana a America.

È facile trovare le trascrizioni degli episodi nelle pagine web corrispondenti. Finora mi sono limitato ad ascoltare, no ho utilizzato il mio italiano di maniera attiva, però questi autori dei podcast offrono nelle loro pagine un‘ ampissima gamma di risorse per migliorare e ATTIVARE il tuo italiano (Skype, italki etc etc), un vero paese della cuccagna per gli amanti del italiano. In bocca al lupo!

Böse Blicke auf den bösen Blick – „Ești privit fix …“

Dass es sich stets lohnt, Blicke von außen auf das eigene Land zur Kenntnis zu nehmen, liegt auf der Hand. Was aus der Nähe selbstverständlich erscheint, muss aus der Außenperspektive keineswegs so sein, und man sollte ja stets die eigenen Denk- und Verhaltensmuster kritisch prüfen.

Die rumänische Netz-Zeitung Ziarul Românesc Germania richtet sich an Rumänen, die in Deutschland wohnen, bietet aber auch Informationen und Hilfen für solche Mitbürger, die erwägen, nach Deutschland zu ziehen, um hier zu leben und zu arbeiten.

Im April 2019 erschien dort ein Artikel mit dem Titel Nouă lucruri interesante despre viața în GermaniaNeun interessante Dinge über das Leben in Deutschland. ,Interessant‘ bedeutet natürlich, für Menschen, die nicht mit dem Leben hier vertraut sind. Hier die neun Punkte:

1. Der Fußball ist eine Religion. 2. Das deutsche Brot ist köstlich. 3. 16 Uhr bedeutet 15.55, man sollte immer 5 Minuten früher zu Verabredungen erscheinen. 4. Der Sonntag ist für die Erholung im Kreise der Familie da. Die allermeisten Geschäfte sind zu. 5. Sonntag nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen. 6. ,Wie geht’s?‘ und ,Was machst du so?‘ sind reale Fragen, keine bloßen Grußfloskeln. 7. Deutsche haben Humor, so schwer das zu glauben ist. 8. Du wirst ständig beobachtet. 9. In Deutschland zieht man Barzahlung vor.

Natürlich sind diese neun Sätze nicht als hieb- und stichfeste, allgemeingültige Regeln gemeint. Das gilt bereits für Nummer 1.

Wenn sie auf jeden zuträfe, wäre ich kein Deutscher. Denn mich kümmert die ganze Balltreterei nicht die Bohne, und meine geringe Aufmerksamkeit für internationale Turniere ist endgültig erloschen, seit die Nationalmannschaft nur noch ,Mannschaft‘ heißt und, das meine ich wenigstens mitbekommen zu haben, verliert statt siegt.

Geht man die Liste durch, dann werden viele Leser einen Punkt besonders bemerkenswert finden, und er betrifft weder Fußball, noch Kaffee und Kuchen, noch deutsche Humorversuche.

Sondern Nummer 8: Du wirst ständig beobachtet. Hier die Regel und ihre Erläuterung:

8. Ești privit fix tot timpul

Germanii au o privire fixă: fie că e bătrâna doamnă de alături, care vă urmărește fiecare mișcare, sau copilul care stă în faţa voastră în metrou. În Germania, un schimb intens de priviri este un un eveniment zilnic, până la punctul în care imigranții și turiștii l-au poreclit „Privirea germană“.

8. Du wirst die ganze Zeit angeschaut

Die Deutschen haben einen starren Blick: sei es die alte Dame von nebenan, die jede eurer Bewegungen verfolgt, sei es das Kind euch gegenüber in der U-Bahn. In Deutschland ist ein intensiver Blickwechsel alltäglich, so sehr, dass Einwanderer und Touristen dafür den Begriff Privirea germană, ,der deutsche Blick‘, geprägt haben.

Schaut man im Google nach, so findet man jedoch nur ganz vereinzelt diese Wortgruppe (in dieser Bedeutung), der Begriff scheint also der mündlichen Kommunikation verhaftet zu sein, und/oder er wird mit anderen Worten umschrieben.

Anders sieht es mit der englischen Version aus, ,the German stare‘, die offensichtlich international üblich ist. Der Hilfeschrei eines Opfers:

„The German Stare. Is it a cultural thing? I mean folks do it in the States occasionally but since I’ve been here I feel like everywhere I go I get the stare down.“

Klagen über dieses Angeglotztwerden in Deutschland sind im ganzen angelsächsischen Sprachraum häufig, denn von Kindesbeinen an wird dort die Regel vermittelt, andere nicht mit dem Blick zu belästigen („Don’t stare“), zusammen mit dem Verbot, anderen ins Gesicht zu gähnen oder beim Essen zu schmatzen.

Und, das sei klar gesagt: Während etwa in der Londoner U-Bahn alle aus Gründen der Höflichkeit den unerwünschten Blickkontakt vermeiden, gibt es in Deutschland tatsächlich zahlreiche Zeitgenossen, die nicht merken, wie unangenehm ihr Glotzen auf andere wirkt. Und auf jemanden, der das nicht kennt und nicht vorgewarnt ist, etwa einen Neuankömmling aus dem freundlichen Rumänien, dürfte diese Form der Aufdringlichkeit in der Tat irritierend wirken.

Ab wann ist Blicken Glotzen? Hier eine klare Definition: Auf der Seite Entrepreneur Europe fragt ein Amerikaner, Gene Marks, am 21. Juni 2018 „Is It Sexual Harassment to Stare at Another Employee for More Than 5 Seconds?“

Seine Antwort: Ja. „Yes, but if your parents didn’t teach you it’s impolite to stare at people it will sound ridiculous when well-mannered adults write a rule against it.“

Aus dem genannten Titel geht nicht hervor (denn employee wird ja für beide Geschlechter verwendet): Der ganze Artikel von G. Marks, einem Unternehmer aus Philadelphia, handelt nur von starrenden Bürohengsten, nicht von Bürostuten. Wenn man Marks folgt, hat die Natur es anscheinend so eingerichtet, dass das Phänomen des Glotzens nur bei Männern vorkommt.

Ein eklatanter Widerspruch zu den Beobachtungen aus Rumänien allerdings. In dem Text aus der rumänischen Zeitung ist die legendäre ,Dame von nebenan‘ das allererste Beispiel, siehe oben!

Der Artikel von G. Marks bietet einen faszinierenden Einblick in das Ideal aseptisch-unanfechtbaren (vor allem: nicht justiziablen!) Umgangs der Geschlechter in den USA. So dekretiert etwa der Autor, das winzigste Kompliment eines Mannes gegenüber einer Frau – etwa zu einem neuen Schal, zu neuen Schuhen – sei ein schwerer Sitten-Verstoß.

So berechtigt der Kampf gegen sexuelle Belästigung ist, und auch wenn es Männer geben mag, die Don Draper-Zeiten nachtrauern, diese Dogmatik zerstört jedenfalls das so oft gerühmte und geforderte entspannt-kollegiale Miteinander am Arbeitsplatz.

Es ergeben sich zahlreiche weitere Fragen, die hier nicht  weiter diskutiert werden sollen.

Etwa, ob nicht das konstante Verweigern solcher verbalen Höflichkeiten gerade eine Form der Ungehobeltheit ist, etwa wenn sie zuvor seinen neuen Schal gewürdigt hat … .

Oder, viel tiefergehend: Wieviel kapitalistische Exploitation der Arbeitskraft, wieviel angestrebte Profitmaximierung steckt eigentlich hinter solchen Vorschlägen, die den Arbeitsplatz vom  Allzu-Menschlichen säubern wollen?

Rhetorisch fragt Marks:

„Do I gaze? Do I stare?“ (…) No, I don’t do any of this stuff.“ Das Ich in Marks‘ Zitat ist er selbst, der sich als Verhaltensmodell darbietet.

Idee: Gegen das Gaffen der Hengste am Arbeitsplatz könnte man eine Apparatur entwickeln, etwa eine Art Fitness-Armband plus Zeitschaltuhr, das beim Überschreiten des Zeitlimits der 5 Sekunden dem Büro-Glotzer einen Stromstoß versetzt. Das Tragen im Büro muss dann – natürlich nur für Männer – obligatorisch gemacht werden, der Stromstoß für Wiederholungstäter erhöht werden. Das würde zugleich auch deren Arbeitsleistung steigern, pardon, ihre performance boosten

FORVM CLASSICVM

Wie bereits angezeigt, sind in den letzten Wochen zwei Beiträge von mir in FORVM CLASSICVM erschienen, der einzigen mir bekannten philologischen Fachzeitschrift, die den Schulterschluss zwischen Universität und Schule schafft, herausgegeben von Herrn Professor Markus Schauer.

Der erste Aufsatz (Heft 3/2019), eine Ko-Produktion mit Fabian Peter Weimer, behandelt – ausgehend von Aristoteles und Cicero – die Metapher, einen Grundbaustein unserer Alltagssprache also, genauso wie der Dichtersprache, der Rhetorik, der Sprache der Werbung.

Ist jedes ,Bild‘ eine Metapher? Wie unterscheiden sich Metapher und Metonymie? Wie ,funktionieren‘ Metaphern? Wann ist eine Metapher geglückt, wann nicht? Können wir überhaupt sprechen, ohne Metaphern zu verwenden? Wie kann man im gymnasialen Unterricht statt oberflächlicher Kategorisierung ein vertieftes Verständnis der Stilfiguren vermitteln?

Wir werfen einen Blick auf die im Unterricht der verschiedenen Sprachen verwendete Terminologie und heben anhand deutscher, griechischer, lateinischer, englischer und französischer Beispiele Kongruenzen und Unterschiede hervor.

Fabian Weimer stellt dann eine von ihm durchgeführte Unterrichtsreihe aus dem Lateinunterricht der Oberstufe zum Thema Stilfiguren/Metaphern vor.

Mein zweiter Aufsatz (Heft 4/2019) analysiert den Brief des Francesco Petrarca, des Schöpfers der herrlichen Sonette an Madonna Laura, vom 26. April 1336. Den lateinischen Text eines italienischen Dichters über einen französischen Berg. Ich habe den Brief im Lichte neuer italienischer Forschungsbeiträge gelesen.

Thema ist Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux, eines 1900 Meter hohen Vulkankegels in der Provence. In anmutig treffsicherem Latein beschreibt der Dichter die Vorbereitung dieser Expedition, die er zusammen mit seinem Bruder Gherardo unternahm, den Auf- und den Abstieg.

Die Idee, den Berg zu besteigen, die Initialzündung, sei seiner Livius-Lektüre entstammt! (Zu Livius, dem großen Sohn Paduas, vgl. meinen Blog-Eintrag ,Klassiker in die Hausapotheke‘ vom 11. Februar 2020.)

Vor allem deutsche Wissenschaftler haben in den letzten Jahrzehnten ein ganz gewaltiges Fragezeichen unter diesen Brief gesetzt.

Das Problem: War er überhaupt oben? Die Dinge liegen nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick wirken mögen … Das musste meine Neugier wecken, ich hoffe, auch die der Leserinnen und Leser.

Karibisches aus Mexiko – ¡Ha vuelto Poncho Sánchez!

Poncho Sanchez, der legendäre conguero, hat 2019 sein erstes neues Album in sieben Jahren veröffentlicht.

Trane’s Delight ist der Titel, eine Hommage an John Coltrane. Keine Empfehlung. Der Titel ließ mich – der ich Poncho seit Jahrzehnten lausche – zunächst stutzen. Coltrane ist eine jener Größen im Pantheon des Jazz, die zwar pflichtschuldigst schwärmerische Erwähnung finden, wann immer vom Saxofon die Rede ist. Im realen Leben aber wird man kaum jemanden auftreiben können, der sich freiwillig seinen Schallwellen aussetzt – so schwer verdaulich sind seine gedehnten a-melodischen Eskapaden. (1) Im verschwurbelten Bullshit-Idiom der deutschen Geisteswissenschaften (siehe meinen Blog-Eintrag Leere in Elfenbein vom 6. April 2019): Seine Künste sind intersubjektiv schwer nachvollziehbar. (2)

Meine Befürchtung, Poncho habe sich zu sehr von Meister Coltrane inspirieren lassen, erwies sich jedoch als unbegründet. Im Englischen verwenden Musik-Kritiker häufig das Adjektiv listenable für solche Musik, die wirklich den Weg ins Ohr der Hörer findet. Eminently listenable ist Ponchos Album, eine abwechslungsreiche, stets melodische tour de force durch den Kosmos des Latino-Jazz, die vorangetrieben wird durch seine oft scharfkantige, aber immer differenzierte Perkussion, mit exzellenten Bläsersätzen, Latino-Saxofon (jenem ganz eigenem Melodiestil, der von allen anderen Formen des Jazz abweicht) und Piano. Dazu der ein oder andere auf Spanisch gesungene bolero, der von der gelassenen Melancholie des Alters kündet (um die auch ich mich bemühe; bislang ohne nennenswerten Erfolg).

Bemerkenswert ist zweierlei: zum einen, welche melodischen und rhythmischen Finessen die Hände eines wahren Maestro der conga entlocken.

Zum anderen: Man würde vermuten, dass Poncho der karibisch-kubanischen Tradition entstammt, wie etwa Mongo Santamaría (Kuba), Willie Bobo (Puerto Rico), Ray Barretto (New York).

Weit gefehlt: Er ist mexikanischer Abstammung und wuchs in den Sixties ,auf der anderen Seite‘ der USA, nämlich in Kalifornien auf. ,Sánchez‘, das spanische ,Meier‘ oder ,Müller‘, schreibt er ohne Akzent, so wie auch Jennifer López den Nachnamen US-amerikanischen Gepflogenheiten angepasst hat.

Während sich Ponchos Schulfreunde wissentlich, willentlich den Lärmorgien von Jimi Hendrix, Frank Zappa, Deep Purple & Co. aussetzten oder gar, marihuanaschwadenumnebelt, dem leeren Technikbombast von Pink Floyd, begeisterte Poncho sich für die Welt der filigranen Latino-Perkussion, die – kostbaren – Ohren für später schonend.

Der Fall lässt an Cal Tjader denken, einen der ganz Großen des jazz latino, man denke nur an das eine Stück Mamblues. (3) Ein Weißer aus schwedisch-amerikanischem Elternhaus und zugleich der bekannteste Vibraphonist dieses Musikstils. Auch er wuchs in Kalifornien auf. Er versammelte Latino-Musiker um sich, vor allem die besten Perkussionisten – unter ihnen, por supuesto, Poncho Sanchez – und wurde, so die Wikipedia „the most successful non-Latino Latin musician“. Keine geringe Leistung, man denke nur an Konkurrenten wie Arturo ,Chico‘ O’Farrill.

Eine typisch amerikanische Geschichte: Als Cals Verkaufszahlen sanken, wurde er von der Plattenfirma zum Pionier des Asian-American jazz transformiert, und seine Stücke hießen fortan Tokyo Blues, Shina No Yoru oder Borneo.

Vorbei die Zeit, als seine Alben Titel wie Demasiado caliente trugen. Statt sich lasziv räkelnder – hübsch anzuschauender – Latinas aus Fleisch und Blut zierten jetzt feiste Bonsai-Figuren aus Jade das Cover des Albums Different Shades of Jade.

,Typically American‘, siehe oben, ist aber auch dies: Hier ergab sich aus kühner Synthese ein ganz eigenwilliges Werk (die CD besitze ich, das Vinyl-Album habe ich mir als Second-Hand-Angebot, zum Greifen nah, bei meinem letzten London-Aufenthalt Dezember 2018 entgehen lassen). Ein ganz ähnlicher Fall war die von der Plattenfirma initiierte Kombination von Charlie Parker mit der Big Band des unsterblichen Machito, eine Kooperation, von der jemand (ich bin im Augenblick zu faul, bei Google nachzuschlagen, wer) gesagt hat: it’s like an eagle flying over lava.

Trane’s Delight ist ein guter Anlass, die Boxen mal wieder von heißen Rhythmen beben zu lassen. Die CD erschien letztes Jahr, das entsprechende Doppelalbum auf Vinyl – von untadeliger Sound-Qualität, mit kräftigem Bass – wurde vor ein paar Wochen 2020 veröffentlicht.

Poncho Sanchez – Trane’s Delight, Concord Jazz, 2019/2020.

(1) Der Fairness halber sei hinzugefügt, dass er auf dem kommerziell erfolgreichsten Jazz-Album, Kind of Blue von Miles Davis, mitgespielt hat.

(2) Danke nochmal an meinen User B., der mir das Werk des großen Rolf Breuer zum Thema empfahl, der mit dem Laserschwert des kritischen Intellekts durch diesen Schwurbeldschungel gefahren ist.

(3) Soundjazz Records, London, hat vor einigen  Jahren eine Vinyl-Single mit zwei Versionen dieses Klassikers veröffentlicht, eine Platte, die ich zu besonderen Okkasionen auf meinem Plattenteller kreisen lasse. Das Stück ist auch auf dem Album Demasiado Caliente.