„Jung, weiblich, rechts“

Das Buch „Jung, weiblich, rechts“ der Amerikanerin Brittany Pettibone erregte mein Interesse durch seinen Titel.

Ein Buch „Jung, weiblich, links“ – das so flüssig geschrieben wäre wie das vorliegende – würde von A wie ARD bis Z wie Die Zeit angepriesen.

Claudia Roth würde das Vorwort beisteuern, Anne Will das Nachwort; sein Inhalt wäre eben zu 100% vorhersagbar.

Man fände es als Pflichtlektüre im Grundkurs Sozialwissenschaften oder in einem anderen jener gymnasialen Kontexte, wo Komplexes, Kontroverses keinen Ort hat.

Pettibone, 1992 in Kalifornien geboren, lebt in Österreich, kennt die USA und Europa.

Wer ihr Buch mit dem Telefonhörer in der Hand, bereit Meldung zu erstatten, nach Radikalem, nach extremem Gedankengut durchkämmt, wird enttäuscht werden.

Es ist ganz anders: ein Buch über den Prozess der Selbstfindung eines jungen Mädchens, einer jungen Frau, die sich, etwa im Hinblick auf Ehe und Familie, an konservativen Werten orientiert. Sie lässt sich das Recht nicht nehmen, der herrschenden links-liberalen Dogmatik die Stirn zu bieten, mit viel Widerborstigkeit, also der besten Komponente amerikanischer Freiheits-Tradition.

Mutterschaft als Sklaventum, Kinder=Ende der Freiheit, Kinderlose sind am glücklichsten: Das sind (in den USA genau wie hier) Bausteine diese tönernen Dogmen-Gebäudes. Die Autorin macht deutlich, dass sie dieses Programm intellektuell nicht zufriedenstellt.

Pettibone erzählt, wie sie sich die New York Times-Bestseller aus der Bücherei auslieh, rauf und runter las – und betäubt-angeödet zurückblieb von der Hohlheit der Mode-Autoren des linken US-Milieus.

Eine Stimme aus der Mitte der Millionen ähnlich orientierter Amerikanerinnen, die in unseren Medien nicht fair und repräsentativ zu Worte kommen, sondern die übergangen werden oder über deren angebliche Rückständigkeit Spott ausgegossen wird.

Das Buch ist beides: eine mit bemerkenswerter Offenheit, Präzision, Souveränität vorgelegte Analyse der eigenen Reifung und ein aus diesen Erfahrungen heraus entstandener Ratgeber für junge Mädchen.

Die Warnungen vor falschen Perfektionserwartungen an sich selbst, vor falschem Umgang mit Stress, vor dem Verstummen angesichts der bis in die privatesten Zirkel hineindirigierenden political ,correctness‘ – alle sind sie aus eigenen Erfahrungen erwachsen, die anschaulich-szenisch beschrieben sind.

Es hat Zeiten gegeben (ante Merkel), wo ein solches, aufklärerisches Buch mit Recht auf der Empfehlungsliste der Bundeszentrale für politische Bildung gestanden hätte. Es gibt nicht den mindesten Grund, solche Stimmen aus dem Diskurs auszuschließen.

Brittany Pettibone, „Jung, weiblich, rechts“, Verlag Antaios 2019, 174 Seiten.