Von Kilikien nach Somalia – Antike Lehren für die Bekämpfung der Piraterie?

von Christoph Wurm – Dieser Aufsatz wurde erstmalig veröffentlicht im Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbands, Landesverband Nordrhein-Westfalen, Heft 2/2013, S. 28 –37

In den letzten Jahren hat die internationale Piraterie derartig zugenommen, dass sie immer wieder die Schlagzeilen dominiert. Der Live Piracy & Armed Robbery Report der ICC, der International Chamber of Commerce, berichtet in kontinuierlichen Updates von Aktivitäten vor allem afrikanischer, asiatischer und lateinamerikanischer Piraten.

Europäern schien bis vor einigen Jahren die Seeräuberei ein historisches Phänomen zu sein – jetzt sind sie aus dieser Illusion aufgeschreckt. Berichte über aktuelle Fälle von Piraterie und über ihre Hintergründe beschäftigen nicht mehr nur Leser von maritimen Spezialmagazinen wie MarineForum, sondern erscheinen in allen Informationsmedien. Man liest von stundenlangen Feuergefechten zwischen Marineeinheiten und Piraten im Golf von Aden, über die Kaperung eines der größten Tanker der Welt oder die eines Transportschiffs mit 33 ukrainischen Panzern an Bord. Immer wieder fällt dabei der Name Somalia.

International finden sich verstärkt Kommentare, die die moderne Seeräuberei in historische Perspektive setzen; der 2012 endende Prozess gegen somalische Piraten in Hamburg war der erste deutsche Seeräuberprozess seit Jahrhunderten.1 Unweigerlich führt dieser historische Blick in die Antike, da der Sieg des POMPEIUS über die Seeräuber im bellum praedonum als ein Modell für die internationale Pirateriebekämpfung erscheint: „Von den Römern lernen“, so der Titel eines Kommentars2.

Es lohnt sich also, zurückzuschauen, ein differenziertes Bild der damaligen Ereignisse zu gewinnen und zu prüfen, was denn da nachahmenswert ist.

PLUTARCH berichtet uns, dass die Macht der Seeräuber ihren Ursprung in Kilikien

hatte. Im ersten Krieg des Mithridates gegen Rom stellten sie sich auf die Seite des Königs, der sie für seine Kriegsführung einsetzte. Als dann die See während der Bürgerkriege 84 – 82 zwischen SULLA und MARIUS unbewacht blieb, begannen sie so zu erstarken, dass sie bald nicht mehr nur Schiffe angriffen, sondern auch Inseln und Küsten ausplünderten, während die Römer diesem Treiben allzu lange tatenlos zusahen. (Plut. Pomp. 24, 1–2).

Besonders einträglich war für die Piraten der Menschenraub, denn der Bedarf an Sklaven in Italien wurde nicht mehr ausschließlich durch die eigenen Kriege gedeckt, sondern auch durch den von den Piraten dominierten Sklavenhandel. Die Piraten gingen  – häufig im stillen Einvernehmen mit den römischen Behörden – zunächst im östlichen Mittelmeer auf Menschenjagd. In den 70er Jahren brachten sie dann – inzwischen Zehntausende – das gesamte Mittelmeer unter ihre Kontrolle (App. Mithr. 93).

Die beiden wichtigsten Operationsbasen waren Kilikien und Kreta. Die Piraten taten sich zu regelrechten Flotten zusammen, plünderten an allen Küsten und nahmen sowohl zu Sertorius als auch zu Spartacus Kontakt auf. 68 drangen sie sogar brandschatzend in Ostia ein und kaperten eine ganze römische Flotte. Eine mit traditionellen Strategien nicht zu bekämpfende Kriegssituation war entstanden. Mit den Worten CICEROS: Nam pirata non est ex perduellium numero definitus, sed communis hostis omnium (De Offic. 3, 107). Auch APPIAN betont den ungewohnten und unberechenbaren Charakter, den παράλογος (Mithr. 93), dieses Krieges. Er weist darauf hin, dass die Piraten scheinbar aus dem Nichts zuschlugen und dort wieder verschwanden.

Diese Aktivitäten führten zu einer starke Einschränkung der Getreidezufuhr, unmittelbare Konsequenz war die Teuerung des Brotes in Rom. Alle römischen Gegenmaßnahmen blieben ohne durchschlagenden Erfolg. „Die pax Romana war zum schalen Propagandawort geworden.“3

Dann, im Januar 67, ein Paukenschlag: Der Volkstribun AULUS GABINIUS, ein Pompejaner, beantragte vor der Volksversammlung die Schaffung eines prokonsularischen Kommandos zur Lösung des Problems. Auch wenn Pompeius nicht genannt war, war jedermann klar, dass nur er für dieses imperium extraordinarium in Frage kam. Die Optimaten bekämpften mit allen Mitteln die Annahme des Gesezes, durch das, so PLUTARCH, dem Inhaber keine ναυαρχία, sondern μοναρχία gewährt würde, uneingeschränkte Macht über die ganze Menschheit (δύναμις ἐπὶ πάντας ἀντρώπους ἀνυπέυθυνος) (Pomp. 25,2). Einen Alternativvorschlag zur Lösung des Problems legten sie nicht vor.

Die Optimaten gewannen einen Kollegen des Gabinius, der gegen die Abstimmung über das Gesetz interzedierte. Gabinius leitete daraufhin seine Amtsenthebung ein und zwang ihn so, sein Veto zurückzunehmen. Ein zweites Gesetz war nötig, um Pompeius zum Oberbefehlshaber zu bestimmen, und in der Tat wurde er zum Inhaber der neugeschaffenen Kommandostelle gewählt. Seine Machtfülle nennt Appian die eines βασιλεὺς βασιλέων (Mithr. 94).

Die populare Seite hatte gesiegt. Das Dilemma des Senatsadels: „Die wachsende Anarchie auf den Meeren, das wußten die Herren der Welt besser als jeder andere, konnte nur durch die Zusammenfassung aller militärischen Kräfte und Kommandobereiche unter einen Willen beseitigt werden; ebendies aber untergrub zugleich die Basis der Macht des Senats, der seine Autorität und alleinige Entscheidungskompetenz durch die Selbstherrlichkeit der Militärs bedroht sah.“4

Drei Jahre lang sollte Pompeius über alle Streitkräfte und Ressourcen verfügen; seine Befehlsgewalt sollte auf dem Meer und an allen Küsten bis 50 Meilen, also 75 km, landeinwärts gelten; ein großer Stab von Legaten mit proprätorischem Imperium sollte ihn unterstützen. Bis zu 125 000 Mann zu Fuß, 5000 Reiter und 500 Schiffe wurden ihm bewilligt.

Das Vertrauen des Volkes war so groß, dass die Marktpreise deutlich fielen (Cic. Imp. Cn. Pomp. 44; Plut. Pomp. 26,2). Pompeius rechtfertigte die Erwartungen durch die Geschwindigkeit, mit der er siegte: Der ganze nun folgende Seeräuberkrieg war nach einem Vierteljahr vorüber (Cic. Imp. Cn. Pomp., 35; Plut. Pomp. 28,2) – drei Monate statt der befürchteten drei Jahre.

Pompeius teilte das ganze Mittelmeergebiet in neun (so App. Mithr. 95; nach Plut.,

Pomp. 26,3 dreizehn) Befehlsbereiche (μέρη) ein, in denen – dezentral – gleichzeitig gegen die Piraten vorgegangen wurde. Falls der Feind einen Bereich verließ, wurde seine Verfolgung im angrenzenden von einem anderen Legaten fortgesetzt. Er selber ging währenddessen mit einem starken Flottenverband gegen Sizilien, Nordafrika, Sardinien und Korsika vor, stellte so die Getreideversorgung Roms sicher (Plut. Pomp., 26,4).

„Uns, die wir an die Streitkräfte der modernen Großmächte und ihre Einsatzmöglichkeiten gewöhnt sind, mag dieser Erfolg nicht so wunderbar vorkommen. Für antike Verhältnisse war schon das rasche Zusammenziehen einer so großen Kriegsflotte etwas Außergewöhnliches. Die Schiffe mußten zum größten Teil von verbündeten und untertänigen Gemeinden gestellt, die Seeleute ausgehoben und angeworben werden.  Diese Vorbereitungen gingen nach jenem das ganze Mittelmeer umspannenden strategischen Plan so vor sich, daß die Operationen gleichzeitig begannen. Es war schon eine große Leistung der Befehlsgebung, in wenigen Wochen eine solche Aktion  ins Werk zu setzen. Gewiß, dem Römischen Reich standen alle Hilfsmittel reichlich zu Gebote. Aber vor Pompeius war es noch niemandem gelungen, davon entsprechenden Gebrauch zu machen.“ 5

Nach nur 40 Tagen war das westliche Mittelmeer gesäubert. Nachdem die Piraten auch aus den  Schlupflöchern des östlichen Mittelmeers vertrieben war, blieb nur noch ihre größte Operationsbasis, Kilikien, das absichtlich weder von See aus blockiert noch von Land aus angegriffen worden war. Pompeius hatte einige flüchtige Seeräuber, die sich ihm ergaben, in Milde empfangen und ihnen ihre Habe gelassen. Daraufhin folgten immer mehr diesem Beispiel. Die Reste flüchteten nach Kilikien und wurden mit Gewalt statt mit clementia behandelt. Es galt das Motto parcere subiectis et debellare superbos. In einer Seeschlacht vor ihrem Haupthafen Coracesium (heute: Alanya) besiegte Pompeius ihr letztes Aufgebot und zerstörte 120 Burgen und andere befestigte Plätze im Taurusgebirge.

Ita tantum bellum, tam diuturnum, tam longe lateque dispersum, quo bello omnes gentes ac nationes premebantur, Cn. Pompeius extrema hieme apparavit, ineunte vere suscepit, media aestate confecit. (Cic. Imp. Cn. Pomp. 35).

Pompeius ging es nun darum, die Ursache des Piratenunwesens zu beseitigen.

„Hatte sich die römische Politik seit mehr als einem halben Jahrhundert mit bloßem Niederhalten begnügt, so begann sie sich jetzt, wo er Hand anlegte, mit dem Geist des Verantwortungsgefühls für die imperiale Aufgabe zu erfüllen. Auch er dachte und handelte als Römer, aber mit der Einsicht, daß die römische Herrschaft, um fest gegründet zu sein, den Untertanen sichtbare Vorteile bringen müsse.“6

Die befreiten Gefangenen entließ er in ihre Heimat, diejenigen Seeräuber, die sich ihm ergeben hatten, ließ er nicht ans Kreuz schlagen, sondern schonte sie. Seinen schnellen

Sieg hatte er auch dadurch gewonnen, dass sie auf seine Gnade hofften, denn er erklärte, er sehe in ihnen keine Verbrecher, sondern Menschen, die ihr Gewerbe aus Not betrieben. Daher siedelte er 20 000 Gefangene in den Küstenstädten Kilikiens an. Eine davon, Soli (in der Nähe von Mersin), erhielt den Namen Pompeiopolis. Cilicia wurde endgültig römische Provinz. VELLEIUS PATERCULUS hat diese Maßnahmen Pompeius’ auf eine Kurzformel gebracht: Data enim facultate sine rapto vivendi rapinis arcuit (32,6).

Im gleichen Jahr vollendete Q. CAECILIUS METELLUS (Creticus) nach harten Kämpfen die Unterwerfung Kretas. Er gab der Insel den Status einer Provinz, in den auch Cyrene einbezogen wurde, das als testamentarisches Vermächtnis des letzten Königs 96 in römischen Besitz übergegangen war und seit 74 unter quästorischer Verwaltung stand.7

Die erfolgreiche militärisch-diplomatische Mission des Pompeius ließ in Rom die Forderung aufkommen, ihm auch im Krieg gegen Mithradates den Oberbefehl zu übertragen. Die Vorstellung allerdings, der Sieg des Pompeius habe die Piraterie mit Stumpf und Stiel ausgerottet, ist eine grobe Verallgemeinerung:

It is highly unlikely that Pompey managed to eradicate piracy entirely, and he can hardly be held responsible for any misdemeanours of resurgent or novice pirates after his campaigns. The greatest irony of all is that after Pompey’s death his younger son Sextus took to the seas and became one of the most successful naval commanders that the Romans had ever faced, harassing the corn ships and disrupting supplies so thoroughly that there were food riots in Rome. 8

„Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es Pompeius gelang, die Piraterie völlig auszurotten, und man kann ihm kaum Formen erneuter oder neuer Seeräuberei zum Vorwurf machen. Die allergrößte Ironie ist, dass nach dem Tod des Pompeius sein jüngerer Sohn Sextus Seekrieg zu führen begann und zu einem der erfolgreichsten Flottenkommandanten aufstieg, mit denen die Römer es je zu tun bekommen hatten. Er griff die Kornschiffe an und störte den Getreidenachschub so empfindlich, dass in Rom die hohen Preise für Nahrungsmittel Unruhen auslösten.“

Pompeius’ Vorgehensweise setzte Maßstäbe, die – wie die Diskussion der letzten Jahre zeigt – weit über ihren historischen Kontext hinausgehen. Die vergleichende Sichtweise auf den Seeräuberkrieg des Pompeius ist keineswegs neu. In der in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts erschienenen Studie Vom Seewesen und Seehandel in der Antike heißt es 9:

„Entgegen dem alten strategischen Grundsatz, die Streitkräfte möglichst zu konzentrieren, verfolgte er ein davon ganz abweichendes Verfahren. Da es sich

– modern gesprochen – ähnlich wie heute (1966) in Vietnam um zahlreiche, weit über das Mittelmeer verstreute Guerillaunternehmen handelte, konnte er infolge der ihm verliehenen Machtfülle es sich leisten, das Kampfgebiet ,Mittelmeer’ in 13 ,Stationen’ einzuteilen.“ [Hervorhebungen im Original]

2003, Jahre bevor die moderne Piraterie die Weltöffentlichkeit beschäftigte, betitelte Tom Holland das entsprechende Unterkapitel seiner populären Darstellung Rubicon – The Triumph and Tragedy of the Roman Republic mit dem offiziellen US-amerikanischen Begriff „The War against Terror“ 10.

Was Vietnam und den aktuellen Kampf gegen den internationalen Terrorismus mit dem bellum praedonum vereint, ist eine Situation ,asymmetrischer’ Kriegsführung. Wodurch sicherte sich Pompeius in einem solchen Konflikt den Erfolg?

a) In der maximalen Bündelung stark überlegener militärischen Land und

Seestreitkräfte in einer Faust.

b) Im Angebot einer neuen, alternativen Lebensperspektive an die Besiegten.

c) In der staatlichen Aufsicht über die neu Angesiedelten.

Vergleicht man die drei Gründe Punkt für Punkt mit dem konkreten Beispiel Somalia, so fällt auf:

a) Es liegt auf der Hand, dass der Einsatz von Seestreitkräften verschiedener Nationen ungleich schwieriger zu koordinieren ist. Die somalischen Piraten operieren teilweise mit modern ausgerüsteten Schnellbooten von Mutterschiffen auf hoher See aus. Der Staat Somalia selber ist so zerrüttet, dass in absehbarer Zeit von ihm keine profunde militärische Lösung erwartbar ist. In einem Bericht der amerikanischen RAND-Corporation hieß es 2009:

Employing force against pirate dens in Somalia also raises the specter of large-scale civilian damage and concomitant accusations that the west is once again „intent“ on destroying Muslim lives. Finally, the deployment of naval frigates will only ever be able to address piracy at its end point, on the sea, rather than its root, on land.“ 11

„Die Anwendung militärischer Gewalt gegen Schlupfwinkel der Piraten in Somalia beschwört auch die düstere Vision erheblicher Schäden für die Zivilbevölkerung herauf sowie damit verbundener Anklagen, der Westen sei wieder einmal „nur darauf aus“, das Leben unschuldiger Muslims zu zerstören. Und, letztens, : Der Einsatz von Fregatten wird nie dazu in der Lage sein, die Piraterie an ihrer Wurzel zu Lande zu bekämpfen, sondern nur die Auswirkungen zur See.“

b) Das Angebot neuer, alternativer Lebensperspektiven an die Piraten ist im Fall Somalia besonders wichtig, weil das Land eine extrem hohe Arbeitslosigkeit aufweist. Die Piraten sind häufig Fischer, deren Gewerbe durch illegales Leerfischen oder durch Kontamination der Gewässer durch illegales Deponieren von Schadstoffen ruiniert ist. Sie werden, in den Worten Appians (Mithr. 96), durch ἀπορία βίου zu ihrem Handeln veranlasst. Die in den letzten Jahren erzielten Erfolge gegen die somalische Piraterie gehen primär auf den Einsatz von Gewalt gegen die Basen der Piraten an der somalischen Küste und die Verwendung von Sicherheitskräften an Bord zurück,12 während die soziale Misere Somalias weitgehend unverändert blieb. Ein Fachmann einer Sicherheitsfirma sagte dazu 2012:

The gains are all reversible, because the main conditions on the land such as poverty, insecurity, the distribution of firearms and a lack of institutional development, remain largely unchanged. 13  

„Alle erzielten Erfolge könnten zunichte gemacht werden, weil die grundlegenden Lebensbedingungen zu Lande großenteils unverändert sind: Armut, Unsicherheit, Verbreitung von Feuerwaffen, fehlende Entwicklung im institutionellen Bereich.“

Ein Sprecher einer Bürgerbewegung:

As long as these conditions are not positively addressed and as soon as existing security measures are relaxed, piracy will bounce back. 14

„So lange man diesen Bedingungen nicht entschieden entgegentritt und sobald die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen gelockert werden, wird die Piraterie mit einem Schlag wieder da sein.“

Es gibt Projekte der Vereinten Nationen, um diesen Menschen neue Arbeitsmöglichkeiten etwa in Ackerbau, Viehzucht und Fischerei zu geben. Der somalische Minister Abdirizaq Omar Mohamed:

Guns alone cannot be used to solve matters (…). Creating new employment opportunities is one of the ways that can be used to eliminate piracy. However, we need the international community to help us facilitate new lifestyles and income generation for these young people once we succeed in getting them to quit piracy. That is the solution to piracy.15

„Waffengewalt alleine löst die Probleme nicht. Neue Beschäftigungschancen zu schaffen ist einer der Wege, um die Piraterie zu beseitigen. Wir brauchen jedoch die Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft, um diesen jungen Leuten neue Formen der Lebensgestaltung und Erwerbsmöglichkeiten anzubieten, wenn wir sie erst einmal dazu bringen können, sich von der Piraterie loszusagen. Das ist die Lösung des Piraterieproblems.“

c) Wie oben erwähnt, ist der Staat Somalia zu schwach, um diese Aufsicht im großen Maßstab zu leisten: La Somalie – territoire sans Etat heißt es in einem Report von Radio France International 2008.16 Die oben zitierte RAND-Analyse schließt mit der Forderung, die Instabilität, die dem Sturz der Diktatur MOHAMED SIAD BARRES 1991 folgte, zu bekämpfen, denn ohne Stabilität zu Lande gebe es keinen dauerhaften Schutz vor Piraterie am Horn von Afrika.17

Selbstverständlich liegt die eigentliche Schwierigkeit der Lösung des Problems nicht etwa in der Akzeptanz dieser Leitlinien, sondern in der Planung, Finanzierung, Durchführung, Koordination, Kontrolle der konkreten Einzelschritte.

Die Bilanz des Vergleichs könnte lauten: Die Strategie des Pompeius bleibt tatsächlich eine vielversprechende Antwort auf das Problem, und eine Lösung des Somalia-Problems müsste entlang genau dieser Linien erfolgen. Nur stößt die Realisierung der Strategie auf zahlreiche Hindernisse, die dem perfekt koordinierter Einsatz einer einzigen, weit überlegenen Großmacht im vergleichsweise überschaubaren Gebiet des antiken mare internum nicht entgegenstanden.

Das Thema wird die Weltöffentlichkeit und Deutschland weiterhin beschäftigen:

„Vier Fünftel des Welthandels und weit mehr als die Hälfte des deutschen Güterverkehrs sind auf sichere maritime Handelswege angewiesen. Diese Routen sind die logistischen Pulsadern unserer Weltwirtschaft. Und diese Pulsadern dürfen nicht durchtrennt werden.“ So ULRICH GRILLO, der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie.18

Anmerkungen:

1     Die zehn Angeklagten hatten einen unter deutscher Flagge fahrenden Frachter

       überfallen. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen zwei und sieben Jahren verurteilt.

2     Artikel von Thomas Speckmann, Die Welt, 13. 2. 2008 

3      Karl Christ, Pompeius: Der Feldherr Roms. Eine Biographie.München 2004, S. 59

4     Werner Dahlheim, Die Antike. Griechenland und Rom. Paderborn 1994, S. 458.

       Hartel Pohl nennt die getroffene Entscheidung den „unvermeidlichen und einzig 

       gangbaren Weg zu einer großangelegten Lösung“, vgl. Die römische Politik und die

       Piraterie im östlichen Mittelmeerraum vom 3. bis zum 1. Jh. v. Chr. (Untersuchungen 

       zur antiken Literatur und Geschichte), Berlin 1993, S. 278

5       Matthias Gelzer, Pompeius, München 1973 (1949), S. 70f.

6       A.a.O., S. 71

7       Heinz Bellen, Grundzüge der römischen Geschichte. Erster Teil. Von der Königszeit 

       bis zum Übergang der Republik in den Prinzipat. Darmstadt (Wissenschaftliche 

       Buchgesellschaft) 1994, S. 122

8       Pat Southern, Pompey the Great. Stroud/Charleston SC 2002, S. 65

9       Georg Alexander Rost, Amsterdam 1968, S. 27

10     London 2003, S. 168 ff.

11     Peter Chalk, Maritime Piracy – Reasons, Dangers and Solutions. 4. Februar 2009, S. 5.,  

       www.rand.org/pubs/testimonies/CT317/ [3.5.2013]

12   Vgl. den Artikel von Michael Stehr „Piraterie 2012“ in MarineForum, Heft 3, 2013,

      S. 26f.

13    David Smith und Clar Ni Chonghaile, „Somali pirates hijacking fewer merchant ships“,

      The Guardian, 23.10.2012, www.guardian.co.uk/world/2012/oct/23/somali-piracy-

      declines? [3.5.2013]

14   A.a.O.

15   Abdi Moalim, „Somalia charts new course in battle against piracy.“ Sabahi Online,

     16.4.2013, www.sabahionline.com/ en_GB/articles/hoa/articles/features/

      2013/04/16/feature-01 [3.5.2013]

16   Monique Mas, „Les pirates somaliens frappent plus loin et plus fort“, 19.11.2008,

      www.rfi.fr/actufr/articles/107/article_75046.asp  [3.5.2013]

17    A.a.O., S. 5

18   Zitiert nach Heinz Schulte, „Das Wissen um maritime Räume“, in MarineForum Heft 4,    

      2013, S. 1

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