Antiker Rat in modernen Nöten – Gorgias’ Lob der Helena

von Christoph Wurm – Dieser Aufsatz wurde erstmalig veröffentlicht im Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbands, Landesverband Nordrhein-Westfalen, Heft 3/2014, S. 6 –
14.

Dass Prominente sich schwerer und schwerster Vorwürfe erwehren müssen, ist in den letzten Jahren in Deutschland zu einem medialen Dauerthema geworden. Ob Angriffe auf Privatleben oder Amtsführung von Politikern oder Kirchenleuten, ob Enthüllungen über ihre Vergangenheit – wer als Prominenter einmal unter Rechtfertigungsdruck geraten ist, sieht sich in einer äußerst prekären Lage.

Während in Deutschland im Hinblick auf die großen politischen Themen, von A wie Atomausstieg über E wie Energiewende und Eurorettung bis zu Z wie Zuwanderung, zwischen Politik und Medien ein globaler Konsens zu herrschen scheint, haben sich Reibung und Konflikt zwischen diesen beiden Seiten anscheinend auf den Bereich des Individuellen verlagert.

Dieselben Medien, die Niemande zu Stars machen1 und einen ,Prominentenkult’ betreiben, suchen lustvoll die zuvor Gefeierten zu zerstören. In klassisch inspirierter Sprechweise: „Der Tarpejische Fels liegt nahe beim Kapitol“, im schlichten Diktum des Springer-Chefs Mathias Döpfner 2006: „Wer mit der ‚Bild’ im Aufzug nach oben fährt, fährt mit ihr auch wieder nach unten“2. Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz spricht von dem „Marktmechanismus“ der „Fokussierung auf Katastrophe, Skandal, Sensation“3.

Der breite internationale Erfolg solcher amerikanischer TV-Serien wie House of Cards, Homeland, Mad Men, durch die sich wie ein roter Faden die Demaskierung fiktiver Wirtschaftsführer und Politiker zieht, zeigt, dass diese Entlarvung für das konsumierende Publikum einen hohen Reiz besitzt.

Eine schlichte psychologische Erklärung für dieses Bestreben, die Mächtigen zu entlarven, findet sich im Werke des Livius: die invidia sei die Wurzel. Über den Ruhm des Scipio Africanus vermerkt Livius lakonisch „quo maior, eo propior invidiam“  (XXXV, 10, 5). Die bloße Tatsache langjähriger Präsenz im Licht der Öffentlichkeit pflege sich gegen Prominente (magni homines) zu richten, Überdruss (satietas) sei das Ergebnis: „quae res minus verendos magnos homines ipsa satietate facit“ (XXXV, 10, 6).

Zwar wurden auch in der Antike private und dienstliche Verfehlungen mit großem ,Öffentlichkeitsecho’ aufgedeckt, der damals so spektakuläre Vorwurf des Religionsfrevels (Alkibiades, Clodius, Verres) aber ist in der laizistischen und areligiösen Gesellschaft westlichen Zuschnitts entfallen.

Alle Arten von Korruptionsvorwürfen gab es damals wie heute, auch die Anschuldigung des Plagiats. Martial (1, 52, 9) ist es, der Fidentius metaphorisch einen plagiarius nennt.  Schon die altattischen Komiker bezichtigten einander des Plagiats (κλοπή, furtum). In seiner Praefatio (20 – 30) zur Naturalis historia weist Plinius d. Ä. auf die Plagiatoren hin, denen er während der Studien zu seinem Werk begegnet sei. Was die ,Plagiatsjäger’ betrifft, denke man etwa an die obtrectatores, die laut Donats Vergilvita (43 – 46) selbst davor nicht haltmachten, den Aeneisdichter für seine schöpferische Aneignung Homers als Plagiator zu diffamieren. Eine achtbändige Kompilation von ,plagiierten’ Homerstellen habe einer von ihnen veröffentlicht.4

Anklägern wie in Bedrängten stand und steht eine mächtige Verteidigungswaffe zur Verfügung: die Rhetorik. Ihr Glanz und ihre Überzeugungskraft soll es dem  Beschuldigten ermöglichen, der Strafe zu entgehen, statt an offensichtlich faulen Ausreden zu scheitern wie der des verhafteten Verschwörers, der auf die Frage nach der Waffenmenge in seinem Haus sinngemäß antwortete, es sei keine Ansammlung von Waffen, sondern eine Sammlung – er sei nämlich Waffenliebhaber.5

Die Sophisten waren es, die in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts das ganze Potential der strategisch eingesetzten Rede erkannten – und vermarkteten. Da die geschickte Handhabung dieser Waffe in der hitzigen Atmosphäre der Poleis überlebensnotwendig war, boten sich die Sophisten gegen gute Bezahlung als ideale Ratgeber an, und zwar exakt im Sinne der modernen Ratgeberliteratur, die zur Zeit die Bücherborde deutscher Buchhandlungen beschwert:

„Die Kompetenzen und Kenntnisse, die sie vermittelten, zielten darauf, den Bürgern Erfolg und Durchsetzungsfähigkeit sowohl in privaten oder juristischen Belangen als auch im Bereich öffentlichen und politischen Handelns zu verschaffen. Ihr eigentlicher Lehrgegenstand war eine auf Bildung beruhende Lebenskunst im Interesse einer praktischen Lebensbewältigung.“6

Gorgias (490/485 – 376) aus Leontinoi auf Sizilien (dem heutigen Lentini, im Osten der Insel) ist einer der bekanntesten Sophisten. Wie früher die Rhapsoden von Stadt zu Stadt reisend vermittelte er jedem, der es hören wollte und dafür bezahlte, Grundkenntnisse in der Rhetorik – und wurde darüber über hundert Jahre alt. Von seinen Anhängern – diesen Eindruck vermittelt der Anfang des nach ihm benannten Dialog Platons – wurden seine Auftritte wie die eines Stars gefeiert. Eine ἀστεῖα ἑορθή, ein Fest urbaner Kultiviertheit, nennt Kallikles den Auftritt des Gorgias (447 A).

Gorgias war aber auch erfolgreicher Praktiker: 427 v Chr. wurde er von seiner Vaterstadt in diplomatischer Mission nach Athen gesandt; vor der Volksversammlung gelang es ihm, die Athener zur Unterstützung seiner Heimat zu gewinnen, die sich von Syrakus bedroht fühlte.

Unter dem, was uns von Gorgias überliefert ist, ragt der Lobpreis auf Helena, das Ἐγκώμιον Ἑλένης7 hervor. Es handelt sich eher um Verteidigung als um Lob. Gorgias’ Schüler Isokrates kritisiert in seiner eigenen Rede auf Helena (14) genau diesen Punkt als Verstoß gegen die Gattungsregeln der Rhetorik und will ein wahres ἐγκώμιον vorlegen. Trotzdem ist der Titel inhaltlich nicht falsch, da am Ende bei Gorgias nur Helenas göttliche Abkunft und Schönheit (3–4) als unumstritten übrigbleiben. Diese beiden Punkte sind es, die Isokrates dann in den Mittelpunkt seines Lobpreis rücken wird.

Ein Abfassen einer solchen Rede musste – mehr noch als die ebenfalls von Gorgias verfasste Verteidigungsrede des Palamedes (in Ich-Form) – als besondere Herausforderung für Gorgias und Isokrates gelten. Helena war schließlich der homerischen Sagenversion zufolge die schlimmste Schurkin, ihre Schuld als eindeutig bewiesen. Keineswegs ein εἴδωλον, sondern eine höchstreale Helena war nach Troja verschwunden, „no unwilling captive of Paris-Alexander, but an adulteress in the most complete sense“8. In den Worten Achills (Il., XIX, 325): „εἵνεκα ῥιγεδανῆς Ἑλένης  Τρωσὶ πολεμίζω“. [Wegen der entsetzlichen Helena kämpfe ich mit Trojanern.] Nach dem Wortspiel des Aischylos (Agamemnon 689) ist sie ἑλέναυς, ἑλάνδρος, ἑλέπτολις. [Schiffe vernichtend, Männer vernichtend, Städte vernichtend.]

Gorgias, der selbstverständlich von seinen Hörern und Lesern genaue Kenntnis der Werke Homers erwartet, grenzt, ihr stillschweigendes Einvernehmen voraussetzend,

die Anklage auf den einen zentralen Punkt ein, das Auslösen des Trojanischen Krieges:

προθήσομαι τὰς αἰτίας, δι` ἃς εἰκὸς ἦν γενέσθαι τὸν τῆς Ἑλένης εἰς τὴν Τροίαν στόλον.

[Ich werde die Gründe darlegen, die die Fahrt Helenas nach Troja wahrscheinlich machten.]

Die anderen Machenschaften der homerischen Helena bleiben unerwähnt, vor

allem, dass es ihrer Schläue um ein Haar gelungen wäre, ihre im hölzernen Pferd

sitzenden Landsmänner zu verraten (Od. 4, 271 ff.). Menelaos erzählt Telemach – in Gegenwart Helenas –, dass sie die Stimmen der Ehefrauen der Griechen  nachahmte, um sie aus ihrem hölzernen Versteck zu locken. Es wäre ihr auch geglückt, hätte ihr nicht ein noch Schlauerer einen Strich durch die Rettung gemacht: Odysseus, der seine Mitstreiter aus dieser Gefahr rettete.

Gorgias beendet die Rede mit folgendem Satz (21): ἐβουλήθην γράψαι τὸν λόγον μὲν Ἑλένης ἐγκώμιον,  ἐμὸν δὲ παίγνιον [Ich wollte die Rede als einen Lobpreis auf Helena

schreiben, als Scherz/Spaß für mich selbst.]. ἐμὸν δὲ παίγνιον: diese Wendung ist keineswegs als ein understatement der eigenen rhetorischen Brillianz gemeint, sondern

verdient nähere Betrachtung. In seiner Rhetorik stellt Aristoteles den Unterschied zwischen Poetik und Rhetorik dar.

„Während die Poetik von einem Sagen handelt, bei dem die Frage nach der Wahrheit aufgehoben ist (es geht bei Aristoteles um eine „wahrscheinliche“ Nachahmung, mimesis, von Charakteren und Handlungen), handelt die Rhetorik von solchem Sprechen, bei dem der eine den anderen zu etwas überredet (Persuasion), im Fall der Aufforderung, euche, z. B. davon, daß ein Sprecher den Zuhörer dazu bewegen möchte, die zukünftige Handlung A zu vollziehen: „Stimme für meine Partei!“, „Kaufe das Produkt A!“ etc. Was bei diesem Sprechen interessiert, ist gar nicht, ob die Aussage wahr ist oder falsch, sondern ob sie wirkt oder nicht. Der Fokus der Rhetorik ist nicht so sehr die Welt, über die etwas gesagt wird, sondern der Andere, mit dem der Redner in eine kommunikative Beziehung tritt.“9

Weder die – auf viele reale Fälle übertragbaren – Argumente, noch der Aufbau der Rede, noch die rhetorischen Mittel machen daher diese Lobrede zur Spielerei, sondern ausschließlich die Tatsache, dass Helena eine fiktive Person ist, und dass deshalb weder konkrete Richter noch eine wirkliche Überzeugungsabsicht vorhanden sind. Dadurch fehlt die kommunikative Zielgerichtetheit der Rede, also ihre fundamentale Funktion.

Das Ἐγκώμιον Ἑλένης liefert real Betroffenen Argumentationsmuster und Textbausteine. Auch im wirklichen Leben war der Sophist bereit, seine Künste einer Person oder Sache anzudienen, von der er selbst in keiner Weise überzeugt war – der Grundsatz τὸν ἥττω λόγον κρείττω ποιεῖν implizierte ja: Je wertloser die Sache, umso größer die ,Leistung’ des Sophisten.

Diese Denk- und Verhaltensweise musste Kritik – etwa seitens der Schüler des Sokrates – auf sich ziehen, wie sie besonders rüde von Xenophon in seinem Werk Über die Jagd  formuliert worden ist: „Die Sophisten reden, um zu betrügen, und schreiben zu ihrem eigenen materiellen Gewinn (ἐπὶ τῶν ἑαυτῶν κέρδος) und nützen niemandem das Mindeste. Denn keiner von ihnen war oder ist weise, sondern es reicht einem jeden von ihnen, Sophist genannt zu werden, eine Bezeichnung, die bei allen anständigen Menschen als Schimpfwort (ὄνειδος) gilt.“ (Xenophon, Κυνηγετικός, XIII,8).

Während Palamedes in der ihm in den Mund gelegten Verteidigungsrede die  Anklagepunkte der Reihe nach faktisch zu entkräften sucht, ist es nicht das Ziel des Gorgias, die objektive Bedeutung Helenas für das Ausbrechen des Krieges um Troja zu leugnen. Es geht darum, sie von persönlicher Schuld freizusprechen. Gorgias bedient sich einer klar gegliederten Argumentation. Vier Ursachen für Helenas Verhalten sind denkbar: eine Fügung des Schicksals oder Götterwille (6), eine Entführung (7), ein Ergebnis der Beeinflussung durch Rede (8 – 14) oder Liebe (15 – 19). Ziel der Argumentation ist es, die Verantwortung der Helena zu beseitigen, sie als Spielball darzustellen.

Eine logische Argumentation, die eine unausgesprochene Prämisse hat: die Fremdbestimmung Helenas. In einer neueren französischen Einführung in Platons Gorgias wird die Verteidigungsrede als eine unsystematische Anhäufung von Argumenten kritisiert, mit der Gorgias den Hörer zu erschlagen suche: „Gorgias s’efforce de conférer à son discours une puissance irrésistible par l’effet d’accumulation des raisons, sans les coordonner en une unité logique“, es handele sich um eine „exaggeration des moyens“10. Diese Kritik ist verfehlt, denn Gorgias betont, dass es sich um alternative Erklärungshypothesen handelt, was er sorgfältig durch die Verwendung der Verknüpfung mit ἤ … ἤ (6)  und durch die vierfache Verwendung von Konditionalsätzen mit εἰ (6, 7, 8, 15) markiert.

Was den ersten Punkt, den der ἀνάγκη, betrifft, so trifft Gorgias keine Entscheidung darüber, wie sich Schicksal und Götterwille zu einander verhalten, aber für seine Argumentation spielt das keine Rolle: In jedem Fall ist der betroffene Mensch Opfer einer Notwendigkeit, die stärker ist als er und es trifft ihn somit keine Schuld.

Wie aktuell diese Argumentation ist, zeigen die zahlreichen Fälle, in denen Prominenten ihre Mitgliedschaften und Aktivitäten im Dritten Reich oder in den K-Gruppen zur Baader-Meinhof Zeit zum Vorwurf gemacht wurden. Der Hinweis darauf, durch die τυχή in reale oder vorgebliche Fänge der damaligen Zeitläufte hineingeboren worden zu sein, dient dazu, die eigene Verantwortung zu relativieren.

Die zweite und die vierte Erklärungshypothese betreffen Helena als mögliches Opfer der Entführung durch Paris oder der Liebe, die Gorgias als unwiderstehliche, alles Rationale ausschaltende Macht präsentiert, vergleichbar einer Panikattacke in einer Gefahrensituation, etwa im Kriege (16).

Besonders breiten Raum nimmt die Darstellung des dritten Punktes ein, ein

Vorgehen von unverkennbarer Ironie, denn die skrupellos manipulative Rhetorik, als deren hilflose Beute Helena hier erscheint, ist ja gerade der Markenartikel, den der Sophist Gorgias feilbietet.

Er gestaltet diesen Teil zu einem uneingeschränkten Lobpreis auf die strategischen Möglichkeiten der Rede. Den Vorgang des πείθειν präsentiert er „as one of strict cause and effect: not only does action follow inevitably from belief, but belief follows inevitably from persuasive speech.“11.  Er vergleicht den Einfluss der Rede auf die Seele mit dem Einfluss eines φάρμακον auf den Körper (14), einer Droge, zu deren Weitergabe Gorgias selber nur allzu bereit war.

„Während für die Pythagoreer Schönheit und Kunst eine die Welt im ganzen durchwaltende Gesetzmäßigkeit widerspiegeln, also auf objektiven Eigenschaften des Seins basieren, geht es den Sophisten gerade umgekehrt darum aufzuzeigen, dass die Kunst (der Rede) darauf abzielt, die Seele des Menschen mit unwiderstehlicher Macht zu täuschen, sie unfähig zu machen, zwischen Sein und Schein, zwischen Wert und Unwert zu unterscheiden. Konkret zeigt sich das in dem erfolgreichen Versuch des Paris, Helena mit der blendenden Kraft des Logos vom Wege der Pflicht fortzulocken.“12

Superlativisch rühmt Gorgias die Macht des λόγος: „λόγος δυνάστης μέγας ἐστίν, ὃς σμικροτάτῳ σώματι καὶ ἀφανεστάτῳ θειότατα ἔργα ποιεῖ.“ [Die Rede ist ein großer Bewirker/Herrscher, der mit einem äußerst kleinen und völlig unsichtbaren Körper göttlichste Werke vollbringt.] Die πειθώ (Überredung oder Überzeugung) erscheint hier mythisch als handelndes Subjekt, nicht als Aktion des Redners.13 Unklar ist dabei, ob Gorgias den Hinweis auf das σῶμα des λόγος metaphorisch oder konkret meint.

Wie zu erwarten, präsentiert Gorgias seine Argumentation in kunstvoller, hochrhetorischer Form. Sonorer Klang, Wortspiele sowie Parallelismus und Antithese, im Hinblick auf einzelne Wörter und auf größere syntaktische Einheiten, sind seine auffälligsten Stilmittel. Der Text ist bis ins letzte Detail rhetorisch geformt. Alles zielt darauf ab, den Eindruck der Differenziertheit, Balanciertheit, Überlegtheit zu erwecken.

Die gegliederte Präsentation im Einzelnen keineswegs unbedingt zuverlässiger Gesichtspunkte oder Alternativen selbst ist ja ein aus Talkshows (sic!) und Politikerrunden vertrautes rhetorisches Mittel.  Auf jedes plumpe Schüren von Emotionen dagegen verzichtet er – eine Gesamtstrategie also, die den Beifall jedes modernen Rhetorikseminarleiters finden dürfte.

Sachzwänge und Zeitumstände, schlechte Berater, erotische Verstrickungen: Nicht anders klingen heutige Versuche, sich selbst zu rechtfertigen, wenn alle Möglichkeiten des Leugnens ausgereizt sind.

Helena waren jedenfalls Bedauern und Reue nicht fremd. In der Ilias (3, 180) nennt sie sich selbst anklagend κυνώπης [,hundeäugig’: unverschämt], in der Odyssee (4, 260ff.) äußert sie:

αὐτὰρ ἐμὸν κῆρ

χαῖρ’, ἐπεὶ ἤδη μοι κραδίη τέτραπτο νέεσθαι

ἂψ οἶκόνδ’, ἄτην δὲ μετέστενον, ἣν Ἀφροδίτη

δῶχ᾽, ὅτε μ’ ἤγαγε κεῖσε φίλης ἀπὸ πατρίδος αἴης,

παῖδά τ’ ἐμὴν νοσφισσαμένην θάλαμόν τε πόσιν τε

οὔ τευ δευόμενον, οὔτ᾽ ἄρ φρένας οὔτε τι εἶδος.

Meine Seele aber freute sich, denn schon hatte sich mir das Herz darauf gerichtet, dass ich wieder nach Hause zurückkehren wollte, über die Verblendung aber seufzte ich, die Aphrodite gab, als sie mich von meinem lieben Vaterland nach Troja führte, und ich meine Tochter verließ, das Schlafgemach und meinen Gatten, der niemandem nachstand, weder im Denken noch im Aussehen.

Anmerkungen:

1     Dieses Phänomen der instant celebrity ist im angelsächsischen Sprachraum bereits in

den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit aller Klarheit beschrieben worden.

1966 nannte die britische Rockgruppe The Troggs (= ,die Troglodyten’) ihr erstes

Album: ,Aus dem Nichts’ (From Nowhere). Das Model Twiggy sagte auf dem

Höhepunkt seines Ruhms  „I may not be around here for another six months“; Zitat

bei Alvin Toffler, Future Shock, New York 1971, S. 155.

2     Zitiert nach dem Artikel „Fahrstuhl nach oben“ von Ferdinand von Schirach in Die

Welt, 17.6.2012.

3     In einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 9.1.2012. Zitiert nach dem Archiv

des Deutschlandfunks im Internet.

4    Selbstverständlich soll dieser kurze Einblick nicht der Komplexität des Themas

,Plagiat in der Antike’ und den zum Teil krassen Unterschieden zwischen heutiger

Wertung und damaligen, etwa spätantiken, Verfahrensweisen gerecht werden.

5   Vgl. Cicero, In Catilinam III, 8 – 10.

6     Christian Iber in seinem Kommentar in: Platon – Sophistes, Griechisch – Deutsch, neu

hrsg. von Ursula Wolf, Frankfurt am Main 2007, S. 200.

7     Alle Zitate aus dem Gorgias-Text entstammen der Ausgabe Gorgias – Encomium of

Helen, hrsg. von D.M. MacDowell, Bristol Classical Press 2005 (1982). Die

Zahlenangaben in runden Klammern beziehen sich auf die Einteilung des Textes (in

insgesamt 21 Unterabschnitte).

8     So M. I. Finley, The World of Odysseus, Harmondsworth 1954, erweiterter Nachdruck

1979, S. 129.

  Jürgen Trabant, Europäisches Sprachdenken – Von Platon zu Wittgenstein, München

2006 (2003), S. 36.

10  Jean-Marie Nicolle, Platon: Gorgias, s. l., 2003, S. 72f.

11   D.M. MacDowell, op. cit. (vgl.7), S. 15 der Einleitung.

12   Godo Lieberg, Ästhetische Theorien der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit:

Darstellungen und Interpretationen, Bochum 2011, S. 8.

13  Vgl. dazu Franz H. Robling, Redner und Rhetorik: Studie zur Begriffs- und

Ideengeschichte des Rednerideals,  Archiv für Begriffsgeschichte, Sonderheft 5 (Jg.

2005), S. 54 und S. 170.

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