Erneuter Nachdruck von Pronti per scrivere – Italienischer Lernwortschatz zur Textarbeit

Pronti per scrivere, von Valentina Vincis und mir 2012 veröffentlicht, war im deutschen Sprachraum ein völliges Novum: der erste und neuartig konzipierte Lernwortschatz zur Textarbeit im Italienischen.

Das Buch hat sich seitdem, zusammen mit seinem Pendant für den mündlichen Sprachgebrauch, Pronti per parlare, fest als eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Italienischbücher überhaupt etabliert.

Pronti per scrivere vermittelt die Grundlagen für differenzierte und sprachlich korrekte Textanalysen. Die Vokabeln sind in Satzmuster eingebettet, was das zusammenhängende Schreiben entscheidend erleichtert.

Außerdem liefert das Buch nicht nur wichtige grammatikalische Zusatzinformationen, etwa zu den Konditionalsätzen, sondern im Kapitel Scrivere una lettra eine Reihe von wichtigen Briefmustern, deren Struktur und Vokabular im Einzelnen erläutert werden.

Auch dieses Jahr ist unser Buch wieder nachgedruckt worden. Herzlichen Dank an den KLETT-Verlag. Und natürlich allen, die Italienisch lieben und lernen, viel Freude und Erfolg!

 

Neue Veröffentlichung in PRO LINGVA LATINA, Heft XXVI

Das neue Heft von Pro Lingua Latina enthält einen Aufsatz von mir, der die legendären französischen Herkules-Münzen behandelt, die in Frankreich seit Revolutionszeiten bis in unsere Tage erscheinen, 2012 etwa auf einer spektakulären 5000 Euro-Goldmünze und zur Olympiade 2024 in Paris mit einem ungewohnten Motiv, das Herkules im Ringkampf mit einer bizarren, ohne Kontext nicht identifizierbaren Gestalt zeigt.

Ein Thema, das Freunde Galliens, passionierte Numismatiker und Käufer wertvoller Metalle in Krisenzeiten gleichermaßen ansprechen dürfte.

Die Dinge im Einzelnen zu erläutern und zu erklären ist die Intention meines Textes mit dem Titel: Herkules in Frankreich, De Hercule Gallico. Er ist vom bewährten Herausgeber Hermann Krüssel, dem hier herzlich gedankt sei, hervorragend illustriert.

Mehr noch: Das Thema Herkules als Ringer wird noch weitergehend in dieser neuen Pro Lingua Latina-Ausgabe behandelt. So hat Hermann Krüssel einen Aufsatz mit dem Titel Der rätselhafte Gegner des Herakles. Eine olympische Medaille mit mythologischer Szene? beigesteuert.

Neue Veröffentlichung – Rezension in FORVM CLASSICUM 1/2025

Für FORVM CLASSICVM, die Zeitschrift für die Fächer Latein und Griechisch an Schulen und Universitäten, habe ich ein sehr informatives  katalanisches Buch rezensiert: Ahir Roma, avui nosaltres („Gestern Rom, heute wir“) (Barcelona 2021, Edicions Destino) von Isabel Rodà de Llanza.

Die Verfasserin ist emeritierte Professorin für Archäologie der Universitat Autònoma de Barcelona, sie war Direktorin des Katalanischen Instituts für Klassische Archäologie (ICAC).

In ihrem Werk greift sie eine Reihe von Themen auf, die in unserer Zeit Aktualität beanspruchen, um – immer auf aktuellem Forschungsstand – einen scharfen, stets anschaulichen Blick auf Parallelen im Leben in der römischen Welt zu werfen; ein Buch, das jede Menge Farbenprächtiges bietet, aus den Bereichen  Technik und Infrastruktur, Pandemien oder Klimawandel. Ich denke, es ist wichtig, durch solche Empfehlungen katalanischen Texten einen Weg zu deutschen Lesern zu bahnen.

When in Germany, mind your adjectives. Or else.

Jeder von uns, der  – mehr oder minder aufmerksam, mehr oder minder regelmäßig – die europäische, die britische, die US-amerikanische Presse rezipiert, dem wird unweigerlich auffallen, dass das früher bewunderte Modell Deutschland dahin ist.

Gone down the drain, mit Haut und Haaren, mit Kopf und Kragen: in allen, wirklich allen gesellschaftlichen Bereichen. Hier ein Kommentar aus der SCHWEIZ, der den Kernbereich, das Herz jeder Demokratie betrifft: den Dialog.

Roger Köppel, Chefredakteur der angesehenen WELTWOCHE, über den Zustand der Debattenkultur in der Bundesrepublik Deutschland, am 10. Mai 2025: „… Deutschland, wo Sie diese Fallhöhe haben zwischen dem privaten Tischgespräch und dem, was öffentlich gesagt werden darf – weil jedes falsche Adjektiv löst wieder eine Hysterie und eine Weltuntergangsstimmung aus; das ist also sehr, sehr schwierig, ein politischer Eiertanz.“

Der Psychiater R. Bonelli berichtet sogar, manche Patienten äußerten bei ihm Dinge, die noch vor ein paar Jahren als völlig harmlos galten, mit dem Hinweis auf seine ärztliche Schweigepflicht!

„Dichtung & Wahrheit“ – Metapher und Wirklichkeit

Es begann mit den Skandalen des grünen Minister-Zynikers J. Fischer: Deutsche Politiker bleiben stur im Amt, auch bei gröbsten und akkurat dokumentierten Formen von Fehlverhalten oder Versagen, sie „kleben am Sessel“ wie die Klimakleber auf dem Asphalt.

Keine Rede davon, die Verantwortung zu übernehmen und zurückzutreten bei Figuren wie dem kaltschnäuzigen Gutmenschen R. Habeck, der Anti-Innenministerin Faeser, der Plagiatsbetrügerin A. Baerbock oder dem Ich-kann-mich-an-nichts-erinnern-Kanzler O. Scholz.

Ein Blick in die deutsche Geschichte liefert uns ein eindrucksvolles Gegenbeispiel:

Am 17. April 1536 hält der deutsche Kaiser Karl V. – er ist zugleich König Karl I. von Spanien -,  in Rom eine ungefähr einstündige Rede über das Verhältnis zu Frankreich. „Er sprach spanisch; man sagt, die Sprache seines Feindes habe er bei dieser Gelegenheit nicht wählen wollen.“(1)

Im Rahmen der Rede fordert er diesen Feind, den französischen König Franz I., zur Überwindung der Konfrontation mit dem Reich auf — und dann macht er ihm ein bemerkenswertes Angebot:

„Wenn der König dazu nicht bereit sei, dann sei es noch immer das Beste, man vermeide das Blutvergießen beider Völker und begegne einander im persönlichen Zweikampf – nach Bedingungen, wie er nicht hinzuzufügen versäumt, die der König von Frankreich bestimmen möge.“ (2)

Das Duell der Staatsmänner statt des Völkersterbens – in Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues sind es deutsche Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges, die das im Gespräch im Schützengraben fordern. 

Auch in unseren Tagen ist in den Medien etwa vom Duell zwischen Putin und Selensky die Rede — mit dem gewaltigen Unterschied, dass da andere für die Duellanten den Kopf hinhalten! Der krassest denkbare Unterschied zwischen Metapher und real life.

Des Kaisers Duellangebot, um den Völkern Blutvergießen zu ersparen, „ein Angebot also in jeder Hinsicht nach dem ritterlichen Ehrenkodex“ (3), lehnte Franz I. dankend ab. Einer aus dieser Politikerriege der Persönlich-nie-Verantwortlichen (und zwar ein besonders skrupelloses und kriegslüsternes Exemplar).

(1) Ferdinand Seibt, Karl V. Der Kaiser und die Reformation, Berlin 1990, S. 126.

(2) ebd., S. 128.

(3) ebd.

Shakespeare – ein Gedicht von Marin Sorescu

Meine Übersetzung aus dem Rumänischen, im Anschluss das Original:

Marin Sorescu (1936-1996)

Shakespeare

Shakespeare schuf die Welt in sieben Tagen.

Am ersten Tag schuf er den Himmel, die Berge und die Abgründe der Seele.

Am zweiten Tag schuf er Flüsse, Meere, Ozeane – und die anderen Gefühle. Und er gab sie dem Hamlet, dem Julius Caesar, dem Antonius, Cleopatra und Ophelia, dem Othello und anderen. Sie und ihre Nachkommen sollten über sie herrschen, auf ewig.

Am dritten Tag versammelte er alle Menschen und lehrte sie die Vorlieben. Die für Glück, die für Liebe, die für Verzweiflung, die für Eifersucht, die für Ruhm, und so weiter, bis alle Vorlieben verteilt waren.

Da kamen noch einige Individuen, die sich verspätet hatten. Der Schöpfer streichelte ihnen den Kopf, voller Mitgefühl, und sagte ihnen, nichts anderes sei für sie übrig als der Beruf des Literaturkritikers, so könnten sie an seinen Werken herumnörgeln.

Den vierten und den fünften Tag reservierte er für das Lachen. Er ließ den Narren freien Lauf, sie durften ihre Purzelbäume schlagen, und er gestattete Königen, Kaisern und anderen Unglücklichen, sich zu amüsieren.

Am sechsten Tag regelte er ein paar Verwaltungsangelegenheiten: Er sorgte dafür, dass ein Sturm ausbrach, und er lehrte König Lear, seine Strohkrone zu tragen. Er war jedoch etwas Abfall bei der Erschaffung der Welt übrig geblieben; daraus machte er Richard III.

Am siebten Tag schaute er, ob ihm noch etwas zu tun bliebe. Die Theaterintendanten hatten die ganze Welt mit Plakaten vollgepflastert, und Shakespeare dachte sich, auch er selbst habe sich nach so viel Mühe verdient, ein Schauspiel zu sehen.

Zuvor jedoch – er war nämlich über die Maßen erschöpft – ging er und starb ein bisschen.

Marin Sorescu

Shakespeare

Shakespeare a creat lumea în șapte zile. // În prima zi a făcut cerul, munții și prăpăstiile sufletești, / În ziua a doua a făcut râurile, mările și oceanele, / Și celelalte sentimente – / Și le-a dat lui Hamlet, lui Iuliu Caesar, lui Antoniu, Cleopatrei și Ofeliei, / Lui Othello și altora, / Să le stăpânească, ei și urmașii lor, / În vecii vecilor. / În ziua a treia a strâns toți oamenii / Și i-a învățat gusturile: / Gustul fericirii, al iubirii, al deznădejdii, / Gustul geloziei, al gloriei și așa mai departe, / Până s-au terminat toate gusturile.

 // Atunci au sosit și niște indivizi care întârziaseră. / Creatorul i-a mângâiat pe cap cu compătimire / Și le-a spus că nu le rămâne decât să se facă / Critici literari / Și să-i conteste opera. / Ziua a patra și a cincea le-a rezervat râsului. / A dat drumul clovnilor / Să facă tumbe / Și i-a lăsat pe regi, pe împărați / Și pe alți nefericiți să se distreze. / În ziua a șasea a rezolvat unele probleme administrative: / A pus la cale o furtună / Și l-a învățat pe regele Lear / Cum să poarte coroană de paie. / Mai rămăseseră câteva deșeuri de la facerea lumii / Și l-a creat pe Richard al III-lea. / În ziua a șaptea s-a uitat dacă mai are ceva de făcut. / Directorii de teatru și umpluseră pământul cu afișe, / Și Shakespeare s-a gândit că după atâta trudă / Ar merita să vadă și el un spectacol, / Dar mai întâi, fiindcă era peste măsură de istovit, / S-a dus să moară puțin.

Erneuter Neudruck von WRITING BETTER ENGLISH – Herzlichen Dank an unsere Leser!

Wie oft Writing better English schon nachgedruckt wurde ― ich muss gestehen, ich bin zu träge, es anhand meiner Unterlagen zu rekonstruieren, denn in manchen Jahren geschieht das mehrfach. Wir drei Autoren – der treffliche Dr. Rolf Giese, der wackere Eckhard Schroeder und Yours Truly, danken jedenfalls unseren so zahlreichen Leserinnen und Lesern dafür, dass schon wieder ein Nachdruck beim Klett-Verlag in Stuttgart erfolgte.

Ich zitiere meinen Mitautor, Rolf Giese, der in einem Gastbeitrag hier auf meinem Blog vor einiger Zeit schrieb: „Writing better English und Speaking better English haben sich, wie wir wissen, im gesamten deutschen Sprachraum fest etabliert, in der Schule, an der Universität, vor allem: in real life, etwa als Hilfe zur Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen und -schreiben.“

Erneuter Nachdruck meines Französischbuchs!

Phrases-clés pour l’écrit et l’oral ist erneut nachgedruckt. Das Buch, das ich zusammen mit Valérie Deinert verfasst habe, ist eines der erfolgreichsten deutschen Französischbücher im deutschen Sprachraum.  Es enthält die zentralen Vokabeln und Redewendungen für Textarbeit und Kommunikation, nach Kompetenzen geordnet und in besonders übersichtlicher Präsentation, und  ist eine echte Kommunikationshilfe gerade in Situationen jenseits der Schule, etwa in Bewerbungsgesprächen oder in Präsentationen im Beruflichen. Mein  Dank gilt Valérie und dem Klett-Verlag!

Scham vor der Vergangenheit – A Tale of Two Cities

Der Titel dieses Beitrages ist bewusst kryptisch, als clickbait gewählt. Es geht um folgendes: Bei Studien zu einem Aufsatz, den ich nächstes Jahr zu veröffentlichen gedenke, habe ich mich auch näher mit den Werken Michelangelos und, vor allem, Berninis beschäftigt. Einige Zeit später stieß ich durch Zufall auf ein Video (La statua a Napoli che fa polemica) der italienischen Youtuberin Hoara Borselli über eine aktuelle (Oktober 2024) Kontroverse aus Italien, und mir nötigte sich sofort die Assoziation zwischen beiden Themen auf. Worum geht’s?

Die Stadt Mailand gab vor einiger Zeit das geplante Aufstellen einer Bronzestatue auf, die eine Mutter zeigt, die ihrem Kind die Brust gibt. Zu massiv waren die Proteste, die üblichen ,Aufschreie‘, dagegen, dass hier die Frau auf ihre traditionelle Rolle reduziert werde etc., so wie man es auch in Deutschland erwarten würde; eine Behauptung, die auch durch die n-te Wiederholung logisch nicht stichhaltiger wird.

Wäre sie es, dann dürfte man nur in umfassenden Definitionen von Personengruppen sprechen. Jede Aussage über eine Teilmenge einer Personengruppe oder über eine einzelne Eigenschaft der Gesamtgruppe wäre abwertend. Wer etwa sagte: Einige Frauen sind – neben ihren anderen gesellschaftlichen (nicht genannten) Rollen – auch Mütter, würde die Frau immer noch ,reduzieren‘: auf die Teilmenge dieser Frauen, und diese Frauen auf ihre Rolle als Mütter.

Die Stadt Neapel hat nun für 200.000 Euro eine Statue errichten lassen, die stolze 12 Meter hoch ist, und Pulcinella, eine Figur des italienischen Volkstheaters, darstellen soll. (In Mailand handelte es sich übrigens um eine abgelehnte Donation.) Zahlreichen Beobachtern scheint die Statue aber weitaus mehr einem gigantischen Penis zu ähneln, von Pulcinella keine Spur (Schlagzeile: Ma Pulcinella dove sta?). Die für die Errichtung verantwortliche Dame, die curatrice, nahm es mit Gelassenheit: Wenn dem so sei, dann wäre die Statue doch ein idealer Beitrag zur Diskussion um die niedrige Geburtenrate, die denatalità, sie könne auf die Notwendigkeit des Zeugens hinweisen; von einer diskriminierenden ,Reduktion‘ des Mannes keine Rede.

Hoara Borselli macht nun diesen Gegensatz zwischen der abgewiesenen Statue in Milano und derjenigen, die in Napoli – man verzeihe das billige, aber verlockende Wortspiel: – erigiert wurde, zum Gegenstand eines sehenswerten Beitrages, einer Reflexion über Doppelmoral und über die Rollen von Mann und Frau.

Was hat das Thema nun mit Bernini zu tun? Nun, die Frage drängte sich mir auf, wie er, der begnadetste Bildhauer des Barock, der „dem Marmor Leben einhauchte“, wohl auf derlei Niederungen  künstlerischer Gestaltung und künstlerischer Botschaft in unseren Tagen reagieren würde (die italienische Sprache böte ihm eine wahrlich reiche Skala an Ausdrücken)  – und mich überkam einen Moment lang eine Anwandlung von Scham.

Einladung zu meinem Zoom-Vortrag am Mitwoch, dem 9. Oktober 2024

Am Mittwoch, dem 9. Oktober um 19 Uhr halte ich einen ca. halbstündigen Zoom-Vortrag im Rahmen der Reihe ,Blütenlese‘ des Deutsch-Rumänischen Vereins Gießen. Es geht um „Das Wunder Rumänisch – Eine Sprachgeschichte mit Hindernissen“. Über den untenstehenden Link haben alle Interessierten Zugang – und sind herzlich eingeladen!

 

Zoom-Link:

https://us02web.zoom.us/j/88398423030?pwd=v2RsOUGa79cK673tLQlxUoRoKXtSOV.1

Meeting-ID: 883 9842 3030

Kenncode: 098591