Humor der alten Römer

Zahlreiche Kostproben römischen Humors sind uns überliefert. Bei Cicero etwa findet sich viel zum Thema. Wenn die Pointe gut ist, sorgt sie beim modernen Leser für eine Art ,Aha-Erlebnis‘. Auf einmal zerreißt der trennende Nebel, schrumpft der Abstand zwischen dem – uns in vielem so fremden – Damals und unseren Tagen, und zwar auf Null. Und: Es funkeln Kürze und Präzision, die beiden Stärken lateinischen Stils.

Wer sich mit dem Witz in Antike oder Mittelalter beschäftigt, sollte bedenken: In jenen Epochen erstrahlte noch nicht das Licht politischer Korrektheit; deshalb sprechen ja auch manche (ich: nie) vom ,finsteren‘ Mittelalter.

Zu den „Zustände(n) (wie) im alten Rom“ gehörte: Die Römer durften einfach lachen, wann und worüber sie lachen wollten, und zwar privat und in der Öffentlichkeit. Undenkbar im Deutschland der Merkel-Jahre und manchen ,Lesenden‘ vielleicht ein Ärgernis, so what.

Ein paar Beispiele für römischen Witz:

Cicero, De Oratore, II, 287:

Die anderen trainierten auf dem Marsfeld, Marcus Lepidus aber lag derweil bequem ausgestreckt im Gras und sprach: „So müsste harte Arbeit sein …“

Cicero, De Oratore, II, 279:

Cato wurde von jemandem, der eine Kiste schleppte, hart angerempelt. Der schrie obendrein noch: „Pass auf!“. Cato: „Trägst du noch was?“

Cicero, De Oratore, II, 277:

Der Ex-Konsul Quintus Opimius, der als junger Mann einen schlechten Ruf gehabt hatte, richtete an den hübschen Egilius, der etwas weichlich wirkte – ohne es zu sein –, die Frage: „Wie geht’s, meine Egilia? Wann kommst du mit deinem Spinnrocken und deiner Wolle zu mir?“

Der erwiderte: „Beim Pollux, nein, nie würde ich das wagen! Mutti hat mir verboten, zu Damen von zweifelhaftem Ruf zu gehen.“

Cicero, De Oratore, II, 275:

„Wie ist deiner Einschätzung nach ein Mensch, der beim Ehebruch ertappt wird?“ Pontidius: „Langsam“.

Cicero, Epistulae ad Atticum II,1,8:

Cato stellt Anträge, als ob er sich in Platons Idealstaat befände, und nicht im Saustall des Romulus!

Cicero, De Oratore, II, 278:

Als ein Bekannter gegenüber einem Mann aus Sizilien klagte, seine Frau habe sich an einem Feigenbaum erhängt, antwortete der: „Bitte sei so gut und gib mir ein paar Setzlinge von diesem Baum.“

Cicero, De Oratore, II, 278:

Ein miserabler Redner meinte, ein erfolgreiches Schlussplädoyer gehalten zu haben. Nachdem er um Milde für den Angeklagten gebeten hatte, setzte er sich und fragte den Catulus, ob der den Eindruck habe, er habe Erbarmen erwirkt.

„Und ob“, lautete die Antwort, „ganz viel sogar, denn ich kann mir keinen vorstellen, der so hartherzig wäre, deine Rede nicht erbarmungswürdig zu finden“.

Macrobius, Saturnalia, II,III,2:

Als Cicero bei Damasippus speiste, wurde ihm ein mittelmäßiger Wein vorgesetzt. Der Gastgeber: „Trinkt diesen Falernerwein, vierzig Jahre ist er alt.“ Cicero: ,,Großartig, wie der mit seinem Alter fertig wird.‘

Cicero, De Oratore, II, 287:

M. Lepidus, cum, ceteris se in campo exercentibus, ipse in herba recubisset, > vellem hoc esset,inquit, >laborare<.

Cicero, De Oratore, II, 279:

… ridiculi genus patientis ac lenti, ut, cum Cato percussus esset ab eo, qui arcam ferebat, cum ille diceret >cave<, rogavit, numquid aliud ferret praeter arcam.

Cicero, De Oratore, II, 277:

Cum Quintus Opimius consularis, qui adulescentulus male audisset, festivo homini Egilio, qui videretur mollior nec esset, dixisset >Quid tu, Egilia mea? Quando ad me venis cum tua colu et lana?<, >Non pol<, inquit, audeo, nam me ad famosas vetuit mater accedere.<

Cicero, De Oratore, II, 275:

Qualem existimas, qui in adulterio deprehenditur? Pontidius: Tardum.

Cicero, Epistulae ad Atticum II,1,8:

(Cato) Dicit enim tamquam in Platonis Politeia, non tamquam in Romuli faece, sententiam.

Cicero, De Oratore, II, 278:

Salsa sunt etiam, quae habent suspicionem ridiculi absconditam, quo in genere est Siculi illud, cui cum familiaris quidam quereretur, quod diceret uxorem suam suspendisse se de ficu, >Amabo te<, inquit, da mihi ex ista arbore quos seram surculuos<. In eodem genere est, quod Catulus dixit cuidam oratori malo: qui cum in epilogo misericordiam se movisse putaret, postquam adsedit, rogavit hunc videreturne misericordiam movisse, >Ac magnam quidem< ,inquit, >neminem enim puto esse tam durum, cui non oratio tua misericordia digna visa sit<.

Macrobius, Saturnalia, II,III,2:

M. Cicero, cum apud Damasippum coenaret et illi mediocri vino posito diceret >Bibite Falernum hoc, annorum quadraginta est<, >Bene<, inquit, >aetatem fert<. (der Satz lautet so, ist grammatikalisch fragwürdig)