Verdrehte Symbole

 

Das Bild Guernica von Pablo Picasso ist gewiss eines der bekanntesten Gemälde des zwanzigsten Jahrhunderts. In zahlreichen Büchern, etwa Schulbüchern, ist es abgebildet, als Symbol der Schrecken des modernen Krieges oder, enger gefasst, des Luftkrieges gegen Zivilisten. Das Bild der aus den Fugen geratenen, durcheinandergewirbelten Welt gilt, ähnlich wie Picassos Friedenstaube, als Ausdruck fundamentaler Ablehnung des Krieges, als pazifistisches Symbol.

Das Sujet: 1937 wurde während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) das baskische Städtchen Guernica Ziel eines Bombenangriffs deutscher, italienischer und spanischer Flieger, die zu den Luftstreitkräften des aufständischen Generals Franco gehörten. 70% der Stadt wurden zerstört.

Die Regierung in Madrid und die mit ihr sympathisierenden Teile der internationalen Presse stilisierten den Angriff zu einem erbarmungslosen Terrorangriff, eine Darstellung, die sich in politisch korrekten Kreisen, zumal in Deutschland, bis heute gehalten hat.

Dabei wurde wiederholt von Historikern klargestellt, dass der Angriff ein militärisches Versehen war, da die Brücke über den Oca und die Straßenkreuzung der Vorstadt Rentería das Ziel gewesen waren. Schlechte Sichtverhältnisse führten dazu, dass die Bomben stattdessen die Stadt zerstörten. Die Kriegspropaganda sprach von 4000 Todesopfern, es waren aber weniger, insgesamt ca. 330.

Zum Vergleich: Tragische Versehen dieser Art unterliefen den Bombern der U.S. Airforce im Zweiten Weltkrieg am laufenden Band. So wurden versehentlich 70 Mal Ziele in der neutralen Schweiz bombardiert, darunter die Stadt Schaffhausen statt der IG-Farbenwerke in Mannheim-Ludwigshafen – 200 Kilometer daneben.

Die versehentliche Zerstörung Guernicas passt nicht als Symbol in die Reihe jener gezielten Terrorangriffe gegen die Zivilbevölkerung, die mit Dresden, Hiroshima und Nagasaki ihre fürchterlichsten Höhepunkte erreichten.

Das sagt allerdings nichts über den Symbolwert des Gemäldes. Und doch lohnt es sich auch hier, näher hinzusehen. Picasso unterstützte im Spanischen Bürgerkrieg vorbehaltlos die Linke. Später trat er in die kommunistische (=stalinistische) Partei ein. Er wurde strammes Parteimitglied. Und das, obwohl 1937, also in dem Jahr, als das Bild entstand, der stalinistische Terror für alle Welt sichtbar geworden, im wahrsten Sinne des Wortes ,zur Schau gestellt’ worden war. Denn in Moskau fanden die berüchtigten Schauprozesse gegen echte oder vermeintliche  Abweichler statt.

Für die mit dem Kommunismus sympathisierenden europäischen ,Kulturschaffenden‘, etwa Brecht, Shaw, Lasker-Schüler, kein Grund zur Irritation. Einer von ihnen, der damals erfolgreiche Romanautor Lion Feuchtwanger, reiste sogar als Gast Stalins nach Moskau, nahm an Schauprozessen teil, lobte die freundliche Atmosphäre, den Plauderton zwischen Richter und Angeklagten, und schrieb ein Propagandabuch.

Walter Benjamin rühmt in seinem Moskauer Tagebuch, dass am Sonntag in Moskau endlich Ruhe herrsche, das Kirchengeläute, das ihm in anderen Städten der Welt auf die Nerven gehe, sei endlich verstummt! Jean-Paul Sartre forderte, die Freiheit des Einzelnen müsse aufgehen in der absoluten Freiheit der kommunistischen Partei.

Martin Heidegger hat später über seine eigene unappetitliche Verbindung zum Nationalsozialismus geschrieben: „Wer groß denkt, muß groß irren.“ Man möchte wie in einem Grundkurs der Aussagenlogik antworten: Aber nicht jeder, der groß irrt, ist auch ein großer Denker.

Als 1933 Salvador Dalí das Bild ,Das Rätsel des Wilhelm Tell‘ veröffentlichte, führte das in dem genannten Intellektuellenmilieu zu Protesten, heute würde man sagen, zu einem politisch korrekten ,Aufschrei‘. Dalí hatte sich erdreistet, die andere Portalfigur des Sowjetkommunismus, Wladimir Iljitsch Lenin, mit nacktem, in die Länge gezogenen Hinterteil zu malen; ein unverzeihlicher Frevel: Die Gutmenschen von damals und dort hatten nicht ohne Grund den Eindruck, von Dalí verarscht worden zu sein.

In Spanien selbst führten die Kommunisten einen brutalen Zweifrontenkrieg: nicht nur gegen alles, was als ,faschistisch’ eingestuft wurden, sondern auch gegen ihre politischen Konkurrenten, die Anarchisten des Frente Anarquista Ibérico. Der Genosse Erich Mielke etwa war im Einsatz. Er erwarb professionelle Kenntnisse, die ihm später als Minister für Staatssicherheit (1957-1989!) in der Deutschen Demokratischen Republik nützlich sein würden.

Zurück zu dem Gemälde Guernica. Jeder, der das kleine Einmaleins des Marxismus-Leninismus kennt, weiß, dass von fundamentaler Ablehnung von Gewalt gar keine Rede sein kann. Es gibt zwei Arten von Gewalt: die der Herrschenden (schlecht) und die der Unterdrückten (gut). Oder, in Lenins Worten, die Grundfrage der Geschichte ist: Wer wen? Deshalb hing in den Stuben der 68er auch nicht das Antlitz von Mahatma Gandhi, sondern das Konterfei Ernesto ,Che‘ Guevaras. (Über den letztgenannten zu schreiben wie hier über Picasso lohnt sich kaum – Guevara selbst hat sich in einem lichten Augenblick als Don Quijote bezeichnet. Er meinte einen blutrünstigen Don Quijote.)

Vom Beginn des Spanischen Bürgerkriegs an bombardierten die ,roten Flieger‘ der Regierungsseite die Zivilbevölkerung im Territorium der Aufständischen, zum Beispiel erfolgten 1936 Angriffe auf Albacete und Oviedo. Ein Spezialangriff galt einem spanischen Nationalheiligtum, der barocken Kathedrale von Zaragoza, die eingeäschert werden sollte. Aber die Bombenlast explodierte nicht (ein Wunder?) oder fiel daneben, siehe oben.

Guernica ist also gar kein Aufschrei gegen Krieg und Gewalt, sondern gegen Krieg und Gewalt der anderen Seite – ein fundamentaler Unterschied.

1939 gipfelte der Zynismus Stalins im Pakt mit Hitler, Grundlage des gemeinsamen Überfalls auf Polen. Er verriet damit vor aller Welt seine spanischen Freunde, die er zuvor mit Waffen unterstützt hatte, eine geradezu irre politische Pirouette. Nazis und Kommunisten entdeckten einander als verwandte Seelen. Reichsaußenminister Ribbentrop, der am 23. August 1939 in Moskau den Hitler-Stalin-Pakt unterzeichnete, schwärmte: „Es war wie unter alten Parteigenossen.“ (Ein paar Monate zuvor erst hatte der spanische Bürgerkrieg mit dem Sieg des General Franco geendet, am 1. April 1939.)

Erste kritische linke Schriftsteller, etwa Eric Ambler oder George Orwell, distanzierten sich. Der Verfasser von ,1984′ hat den Pakt in ,Animal Farm’ unnachahmlich karikiert. Picasso blieb bei der Fahne. Als Stalin 1953 starb, veröffentlichten kommunistische Autoren in Frankreich eine Hommage mit hymnischen Texten, ,Ce que nous devons à Staline‘. Picasso steuerte auf der Titelseite eine Zeichnung des jungen Josef Wissarionowitsch bei, Porträt eines glutäugigen Idealisten mit klassisch ebenmäßigen Gesichtszügen; künstlerisch eher fragwürdig. Vive la différence: Jeder ,Kulturschaffende‘, der sich jemals an einer vergleichbaren Huldigung an A. Hitler beteiligt hätte (oder: hat!), wäre/ ist erledigt.

Im Englischen spricht man von ,pluralistic details’, die falsche Verallgemeinerungen entlarven, propagandistische Trompetenstöße dämpfen. Ein solches Detail sind die Ereignisse von Weihnachten 1936 in Sevilla.

Die Streitkräfte der spanischen Regierung hatten für Weinachten den Einwohnern einen Luftangriff angekündigt. Als besonderes ,Weihnachtsgeschenk’ sollte eine 1000-kg-Bombe über der Stadt abgeworfen werden. Dass es dazu nicht kam, war vor allem den Fliegern der deutschen Legion Condor zu verdanken, also jenen Luftstreitkräften, die später für die Zerstörung der Stadt Guernica mitverantwortlich waren.

Sie waren entscheidend an der Verteidigung des Luftraums über Sevilla beteiligt, und zwar mit der modernsten Jagdmaschine, der pfeilschnellen ME 109 (BF 109). Die ,roten Flieger’ wurden zum Abdrehen gezwungen, die Stadt blieb verschont.

Ein Fazit: Picassos Bild als Mahnung, als Aufschrei gegen den Krieg misszuverstehen ist eine Fehlinterpretation  – wer aber sollte etwas an dieser Botschaft auszusetzen haben?

 

Neuer Fachaufsatz steht im Bereich ,Portfolio‘ zum Gratis-Download bereit!

Ein neuer Artikel von mir ist erschienen, über den spätrömischen Dichter Rutilius Namatianus, dessen Werk über seine Rückkehr nach Gallien in Frankreich Aufsehen erregte, im letzten Jahr; aus welchen Gründen, zeige ich in meinem Aufsatz. Er erschien zuerst im Mitteilungsblatt des deutschen Altphilologen-Verbandes, Landesverband Nordrhein-Westfalen, 66. Jahrgang, Heft 2/2018, S. 17 – 24.

Nachdruck von ,Pronti per parlare‘

Neudruck eines der erfolgreichsten deutschen Italienischbücher. Der Lernwortschatz für die mündliche Kommunikation in zahlreichen komplexen Situationen. Überall im Buchhandel erhältlich.


Kunst, Karotte, Karosserie

Joachim-Raphaël Boronali, Et le soleil s’endormit sur l’Adriatique (Und die Sonne entschlief über der Adria)

 

Was es mit diesem Gemälde auf sich hat, erfahren die Uneingeweihten am Ende dieses Eintrags. Die Illustration habe ich einem Artikel der neuesten Ausgabe des französischen Wissenschaftsmagazins Science & pseudo-sciences entnommen. Er trägt den Titel „Un robot pourrait-il créer une œuvre d’art?“1 – „Könnte ein Roboter ein Kunstwerk schaffen?“

Die Frage ist nicht neu. Als zum Beispiel im Jahre 2014 Apple den Usern über die Automatische Download-Funktion ein Gratisalbum der Rockgruppe U2 in ihre Mediatheken schleuste, kam es zu Protesten. Viele wollten den ,Zwangsdownload’ (ein damals entstandener Neologismus) gar nicht haben. Das Album der in die Jahre gekommenen Rock-Recken war so uninspiriert, dass der Verdacht aufkam, Computer hätten es, vielleicht bis auf die angerostete Gesangstimme, komponiert und erstellt.

Genau um dieses Thema, die ,Schaffenskraft’ von Robotern und Computern, geht es in dem Artikel. Um es vorweg zu sagen: Alle im Text gelieferten Beispiele legen nahe, die Frage nach der ,Kreativität’ im Titel des Artikels mit Non zu beantworten. Der Mensch ist es, der den Stecker einsteckt, der der Maschine die Aufträge erteilt, die sie dann mit den von ihm bereitgestellten technischen Mitteln löst. Er entscheidet auch über die Verwendung des Produktes, er kann etwa eine Endauswahl treffen.

Im Grand Palais de Paris findet zur Zeit eine Ausstellung mit dem Titel ,Artistes & Robots’ statt, aus deren Begleittext die Verfasserin des Artikels zitiert (S.78): „[D]epuis les grottes préhistoriques, les artistes ont su jouer de leur milieu technique.“ – „Seit den prähistorischen Höhlen haben Künstler es verstanden, mit ihrer technischen Umwelt zu spielen.“ Ein ernüchternder Satz, denn er belegt: der Computer ist nicht Künstler, sondern Werkzeug.

Die Beispiele, die die erstaunlichen Fähigkeiten der Roboter illustrieren, stammen aus allen Bereichen der Kunst. So haben Maschinen etwa einen kompletten Harry Potter-Roman produziert, ein Gemälde im Stile Rembrandts (der Rechner brauchte über 5000 Arbeitsstunden) sowie einen Pop-Song im Stil der Beatles, ,Daddy’s Car’ (wahrscheinlich in fünf Minuten).

Der Roboter Mortimer ist ein perfekter Schlagzeuger („manie parfaitement les baguettes“), sein neunzehnfingriger Kollege Teotronica erwies sich als hervorragender Mozartinterpret, der auf einer Computer-Messe in China an der Seite eines Humanpianisten das Publikum begeisterte.

Insofern ist die im Text aufgeworfene Frage „La réalisation d’une machine ou d’un robot peut-elle inspirer une émotion esthétique?“ – „Kann das Erzeugnis einer Maschine oder eines Roboters eine ästhetische Emotion hervorrufen?“ klar mit Oui zu beantworten.

Es bleibt die Frage, wie nahe uns die Maschinen kommen. In einem Expertenzitat am Ende heißt es: „bien que nous éduquions nos enfants et que nous soyons essentiels à leur développement intellectuel, cela n’empêche pas qu’une fois séparés de nous, on puisse dire qu’ils sont – eux – intelligents.“ – „Obwohl wir unsere Kinder erziehen und wesentlich für ihre geistige Erziehung sind, schließt das nicht aus, dass man sagen kann, dass sie selber intelligent sind, wenn sie einmal von uns getrennt sind.“

Kann es wirklich so weit kommen, fragt die Verfasserin, dass ein Roboter, der am Fließband Karosserien produziert, auf einmal, „de façon imprévisible“, anhält und aus eigenem Antrieb aus einer Karosserie eine Skulptur gestaltet? „Cela est-il réellement envisageable?“

Diese weder von ihr noch von mir beantwortete  Frage soll der Abschluss dieses Blog-Eintrags sein, allerdings bleibt noch das obige Gemälde aus dem Jahre 1910. Nein, es wurde nicht von einem Computer gemalt – sondern von einem Esel. ,J.-R. Boronali’ ist ein Anagramm des Eselnamens Aliboron aus den Fabeln Jean de La Fontaines (1621 – 1695).

Um sich über den Snobismus der Kunstwelt lustig zu machen, hatte eine Gruppe von jungen Künstlern in Montmartre die Idee, einen Esel mit Möhren dazu zu bringen, seinen Schwanz auf einer Leinwand zu bewegen und das Gemälde zu ,kreieren’, motiviert, nicht programmiert.  Zugleich veröffentlichten sie ein ,Manifeste de l’excessivisme’.

Lolo, so der Name des genialen Grautiers, das das Bild schuf – ein um einiges begabteres als ein Joseph Beuys.

 

1 Von Brigitte Axelrad, Ausgabe Juli/September 2018, S. 77 – 83

Tierische Künste

Dass es Schlaue und weniger Schlaue nicht nur unter uns gibt, sondern auch im Tierreich, ist bekannt. Man denke an freundliche Schlauberger wie die Delphine oder gerissene Finsterlinge wie die Ratten, wahre Intelligenzbestien.

Was weitaus weniger bekannt sein dürfte: In der Tierwelt gibt es auch Künstler. In der August-Ausgabe des italienischen Wissenschaftsmagazins Focus findet sich dazu Erhellendes unter dem Titel ,Arte animale’, als Ergänzung eines umfangreicheren Dossiers zu den anthropologischen Grundlagen von Kunst.1

Kunst, so erfahren wir, ist keine „pecularità della nostra specie“. Die Laubenvögel (Ptilonorhynchidae) Australiens und Neu-Guineas etwa errichten im Wald komplexe Strukturen, die keine unmittelbare praktische Funktion haben: „I ‘giardini’ non sono nidi, ma servono solo per attirare i partner.“ – „Die ,Gärten’ sind nicht etwa Nester, sondern dienen ausschließlich dazu, Partner anzuziehen.“

Diese Lauben werden von den Männchen mit sorgfältig ausgewähltem Baumaterial, etwa Federn und Steinchen, kunstvoll symmetrisch dekoriert, und zwar so, dass sie in verlockender Farbgebung, blau oder rot, in der Dunkelheit des Waldes weithin sichtbar sind.

Vor diesen Balzlauben, wahren loci amoeni, führen die Männchen einiger Arten dann anmutige Tänze auf, „un’ altra manifestazione artistica“, um sich in Szene zu setzen und so mögliche Partner hineinzulocken. Sie sind Architekten, Designer und Tänzer in einem – dazu kommt noch, dass es sich beim Laubenvogel um einen Singvogel handelt. Nicht schlecht für einen Piepmatz: Jeder von ihnen steht für ein komplettes Waldorf-Schulprogramm. (Nein, den an diesem Punkt allzu obligatorischen Witz über das Tanzen des eigenen Namens mache ich nicht.)

Was hindert also das öko-und bioversessene Europa daran, Lehrstühle für Ornithologische Kunstwissenschaft zu etablieren, mit Vorlesungen über ‚L’istoria ornitologica dell’arte’?

In jedem Fall sollten, wenn wir über Kunst und Künstler nachsinnen, unsere Gedanken nicht in verfehlter Überheblichkeit ausschließlich dem Menschen gelten, sondern auch deVögeln.

 

1 Marco Ferrari, Alle origini dell’ arte, S. 126 – 130, hier S. 130

Guter Wein und schöne Männer

Wenn ein Wort im Italienischen allgegenwärtig ist, dann ,bello’. Es hat einen großen Bedeutungsumfang, von ,schön’ und ,schick’ über ,gut’ bis ,angemessen’ und ,günstig’. Oft wird es auch sarkastisch für das jeweilige Gegenteil verwendet, etwa: ,Bella figura!’, ,Schöne Blamage!’. Im Spanischen und Portugiesischen dagegen meint ,bello’/,belo’ ausschließlich Schönheit im vollen Wortsinn.

,Bello’ existiert in ähnlicher Form in allen romanischen Sprachen, muss also aus dem Lateinischen stammen. Frage: Warum steht das Wort in jedem Italienisch- oder Französischbuch auf der ersten Seite, während ,bellus, -a, um’ in den Lateinbüchern keine Rolle spielt? (Wohl aber ,bellum’, von ,duellum’: ,der Krieg’.) Die erste Vermutung ist in solchen Fällen immer, dass das Wort ins Vulgärlatein gehört oder eine spätere Wortschöpfung ist, etwa des Mittelalters.

Ein Blick in die gängigen Handbücher zeigt, dass davon keine Rede sein kann: ,bellus, -a, um’ wird, sogar mehrfach, von Cicero höchstpersönlich verwendet. Von einem gewissen Corumbus etwa schreibt Cicero, er gelte als ein tüchtiger Architekt, als ,bellus architectus’ (Att. 14,3,1); Leute mit guten Umgangsformen nennt er ,homines belli’ (Att. 1,10,4); an anderer Stelle sagt er, es sei absurd, Cato und Lysias in ihrer Qualität als Redner miteinander zu vergleichen: „würden wir hier im Scherz miteinander reden, dann wäre das ein Fall von gelungener Ironie “, „bella ironia, si iocaremur“ (Brut. 293). Die Freizeit sei die angenehmste Stütze des Alters, ,subsidium bellissimum’ (De Orat. I, 255). Einen Freund fordert er in einem Brief auf, ,gesund und munter’ (=,bellus’) von einer Reise zurückzukehren (Ep. 16,18,1).

In seinem ,Handlexikon zu Cicero’ listet Hugo Merguet noch zahlreiche weitere Belegstellen dieser Art auf. In anderen Lexika finden wir den Beifallsruf ,Belle’! (Adverb) und ,bellae puellae’, ,hübsche Mädchen’. ,Vinum bellissimum’ hat exakt dieselbe Bedeutung wie zweitausend Jahre später: ,È un bellissimo vino!’

All diese Verwendungen bezeichnen nie Schönheit als vollendete Harmonie – ohne jedoch bis zur Sinnleere abgeschliffen zu sein wie postsemantische Worthülsen à la ,nice’, ,great’, ,cool’. (Auch ein Grund für den Triumph des Englischen als Weltsprache: die Wonne sinnbefreiten Sprechens.) ,Bellus’ entspricht Wörtern wie ,ansehnlich’, ,gelungen’, ,reizend’, ,hübsch’, ,fein’: solchen Adjektiven, die relative Schönheit bezeichnen, sich nicht auf den Wesenskern beziehen.

Hermann Menge nennt in seinem Lexikon das Wort ,umgangssprachlich’, und es fällt auf, dass die große Mehrzahl der von Hugo Merguet genannten Stellen aus den Privatbriefen Ciceros stammt, weniger aus seinem literarischen Werk. Das lateinische Adjektiv für ,schön’ ist nicht ,bellus‘, sondern ,pulcher’. In der Volkssprache wurde ,pulcher’ dann durch ,bellus’ verdrängt: In Jacqueline Picoches ,Dictionnaire étymologique du français’ lesen wir zum Ursprung von ,beau’: „bellus, qui a éliminé pulcher, decorus, formosus, plus usuels en lat. class. et qui expriment d’autres nuances de la notion de beauté.“

Dem Kompliment an eine Frau ,belle comme un astre’ entspräche daher im Lateinischen ,pulchra ut astrum’, ,bella’ würde hier nicht richtig passen, da das Adjektiv für Trivialeres reserviert ist. So wird etwa Ciceros Freund und Briefpartner Atticus die wenig humane Maxime zuteil: „Est bellum aliquem libenter odisse“ – „Es ist doch eine feine Sache, jemanden so richtig zu hassen“ (Att. 13,54,2). Und bei Martial, dem boshaften Satiriker, ist ein ,homo bellus’ (3,63) nicht unbedingt ein schöner Mann, sondern ein künstlich gelockter, ein enthaarter, wohlparfümierter.

G-Menschen und U-Wörter

,Gutmensch’ – so lautete das ,Unwort’ des Jahres 2015. Gesellschaftlich förderliches, menschlich bewundernswertes, moralisch exemplarisches Verhalten werde – so die Jury der entrüsteten ProfessorInnen, die den Bann verhängte – durch dieses Wort in den Dreck gezogen. Das G-Wort behauptete sich jedoch auch als U-Wort, so als wäre nichts geschehen.

Nur ein Jahr später startete daher der nächste Versuch der Sprachsäuberung, diesmal auf umgekehrte Weise: Statt es zu ächten, versuchte man nun, das Wort ,umzudrehen’, es mit einem positiven Inhalt zu füllen. Die Kampagne ‚Zusammen gut’ stand unter der Schirmherrschaft des Kölner Erzbischofs Woelki. In einem Video sprühte er mit grüner Farbe #gutmensch auf den Boden, einer jener couragierten Akte, die einem jeden Kirchenmann den erstrebten Medienapplaus sichern.

Auch dieses Mal überlebte der ehrfurchtlose Terminus, ja der buonista, wie die Italiener ihn nennen, erfreut sich robuster Gesundheit, im Alltagsgespräch wie in den sozialen Medien. Unsere Sprach-und Meinungsbetreuer sollten also erneut bei George Orwell nachschlagen, ob es nicht eine andere Möglichkeit gibt, ihm den Garaus zu machen.

Der Grund für die Beliebtheit des Wortes liegt auf der Hand: Es bezeichnet einen Menschentypus, der anderen dermaßen auf die Nerven geht, dass sie dankbar die Möglichkeit ergreifen, ihn kurz und treffend zu benennen.

Anzutreffen ist dieser Typ vor allem in Politik und Medien; wer in der realen Welt nach ihm sucht, sollte gerade nicht an den Orten herrlich bunter Vielfalt nach ihm Ausschau halten, etwa bei Lidl in Berlin Neukölln oder bei Aldi im Dortmunder Norden, sondern im Bio-Markt etwas komfortablerer Wohngegenden. Um das Wort zu beseitigen, müsste man die Sache abschaffen. Abgeordnete müssten ihre Plätze räumen, Klaus Kleber den Bildschirm, Bischöfin Käßmann die Kanzel.

Woher stammt dieser Menschentypus? Wer versucht, die geistesgeschichtlichen Hintergründe auszuloten, wird unweigerlich auf den Namen Rousseau stoßen.

Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778) war Erfinder und Prototyp des Gutmenschen. Er, ein unermüdlicher Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit, war es, der unter dem Schlachtruf ,Retour à la nature’ die Knechtung des Menschen durch ,die Gesellschaft’ kritisierte. Der Fortschritt habe den Menschen verdorben, der von Natur aus gut sei, ein geborener Gutmensch also.

In einem idealen Staat würde der Einzelne selbstlos alles für die Gemeinschaft geben. Die volonté générale, der allgemeine Wille der Bürger, wäre auf das Beste gerichtet. Der Bürger – das ist für Rousseau nicht der bourgeois, der feiste Besitzbürger (der CDU-Stadtrat, der FDP wählende Zahnarzt oder Apotheker), sondern der idealistische citoyen. Sollte sich in Rousseaus Staat jemand der volonté générale nicht beugen, gelte es eben, ihn zur Moral zu zwingen, ganz einfach. Man sieht: er war der Vordenker aller Grünen-Parteitage.

Rousseau, legendär humorlos, beteiligte sich an jeder Debatte, sorgte für Gesprächsstoff in allen Salons, war zu jedem moralischen ,Aufschrei’ bereit. Sein Werk Émile galt der idealen Kindeserziehung, ohne falsche Zwänge, beim Wandern durch die Natur. Die Zeit, sich um seine Familie zu kümmern, fand der Philanthrop allerdings nicht: Seine eigenen Kinder gab er im Waisenhaus ab, sah sie nie wieder und konnte so mit Muße, ohne Kinderlärm, über die Weltnöte nachsinnen.

Robert Spaemann hat dazu geschrieben1: Dass Rousseau die Erziehung seiner eigenen fünf Kinder „erst gar nicht versuchte, sondern sie allesamt im Findelhaus abgab, wollte er später nicht vorgehalten bekommen. Er hielt es vorbeugend andern vor. Es wäre für ihn mühselig gewesen, die Kinder durchzubringen, und als Émiles hätte er sie natürlich nicht aufziehen können. Unter der Voraussetzung seiner Maxime ,Alles oder nichts’ blieb also nur: nichts. Die Schuld traf diejenigen, die nicht ,alles’ möglich machten, also ,die Gesellschaft’. Niemand hat diese moderne Attitüde so exemplarisch vorgelebt wie Rousseau.“

 

1Rousseau – Mensch oder Bürger. Das Dilemma der Moderne, Stuttgart 2008, S. 116

Salviamo la punteggiatura!!!

Unter dem Titel „Salviamo la punteggiatura“ – „Retten wir die Zeichensetzung“ (ohne ein folgendes Satzzeichen) hat das italienische Wissenschaftsmagazin Focus in diesem Monat (August 2018, Heft Nr. 310) einen lesenswerten Artikel herausgebracht. Er erläutert, wie die Kommunikationsgewohnheiten per telefonino den Gebrauch und die Bedeutung der Satzzeichen verändern. Die Texte, die wir etwa per WhatsApp erhalten oder auf Twitter lesen, sind „parlato camuffato da scrittura“ – „Gesprochenes, als Schrift verkleidet“, und aus italiano wird e-taliano.

So wie Texte durch Smiley :‑) (seit 1982) und Emoji (seit Ende der 90er Jahre) radikal verändert werden, so greifen auch die neuen Formen unserer Kommunikation tief in die Zeichensetzung ein. Dieser Prozess ist – wie üblich – in ominösen amerikanischen Studien untersucht worden.

Der Punkt verschwindet, ja seine Setzung wird als ablehnende Botschaft interpretiert, als Zeichen von Aggressivität oder Distanzierung. Wo drei Punkte verwendet werden, ist die Bedeutung nicht immer eindeutig. Das Semikolon, schon lange vor Erfindung des telefonino das Sorgenkind unter den Satzzeichen, stirbt aus, jetzt ist es der Saurier in der Miniaturwelt der Interpunktion. Wer ihn noch setzt, gilt als pedantisch, denn der punto e virgola ist „fuori luogo in un contesto di simulazione dell’oralità“ – „fehl am Platz dort, wo es darum geht, Mündlichkeit nachzuahmen“.

Die Verfasserin Elisa Venco weist darauf hin, dass unsere Satzzeichen zum Teil italienische Erfindungen seien. 1500 habe der venezianische Drucker Aldo Manuzio das Semikolon und den Apostroph erfunden. Und Alpoleio da Urbisaglia 1360 das Rufzeichen!!! Und damit den großen Sieger im Wettkampf der Satzzeichen. Es wird nicht mehr nur zur Markierung von Ausrufen und emphatisch benutzt, sondern bezeichnet „sincerità e calore“ – Aufrichtigkeit und Wärme, und ist (deshalb: so zumindest eine Studie aus dem Mutterland der Political Correctness) besonders bei Frauen beliebt.

Vorbei die Zeiten, in denen Ernest Hemingway, so erfahren wir, ein ganzes Buch, ,The Old Man and the Sea’ (1952), unter Verwendung eines einzigen Rufzeichens schrieb: ,Ecco!’ – die Reaktion des Protagonisten darauf, dass der Riesenfisch den Köder schluckt. (Die Taschenbuchausgabe, so habe ich gerade bei amazon eruiert, umfasst 112 Seiten).

Was Emoticons und Emoji betrifft, so sei die Idee keineswegs neu. 1841 schlug, so lesen wir, der belgische Journalist Marcellin Jobard ein neues System der Satzzeichen vor, mit zahlreichen Zeichen, etwa für Beifall, Ironie, Genugtuung, Zweifel. ,Amore’ war eine Herzform, ,acclamazione’ ein spezielles Rufzeichen, ein V mit einem Punkt darunter. Als jedes Zeichen eines Telegramms noch teuer bezahlt werden musste, sicher eine gute Idee – vorausgesetzt, das System wäre weltweit akzeptiert worden.

Abgerundet wird der Artikel durch fünf Ratschläge zum richtigen Gebrauch der Interpunktion (bei denen alle oben erwähnten Punkte ausgespart sind):

  1. Kein Komma zwischen Subjekt und Prädikat: Mario, parla troppo.
  2. Kein Doppelpunkt vor Objekten: Ho comprato: le arance, le mele, le pere.
  3. Kein Fragezeichen in der indirekten Rede: Le ho chiesto come si chiamava?
  4. Nie mehr als drei Punkte hintereinander: e ci siamo capiti …….
  5. Keine Anhäufungen von Ruf- und oder Fragezeichen: ?!?!

1862 wollte Victor Hugo von seinem Verleger erfahren, wie gut sich Les Miserables verkaufte, ohne allzu viel in sein Telegramm zu investieren.

Er sandte also eines, das aus nur einem Zeichen bestand: ? Die Antwort: !

Wem die Stunde schlägt …

Geschichte der Weltliteratur in einer Stunde – ein Buch mit diesem Titel vorzulegen, dazu bedarf es sicherlich einer gewissen Kühnheit, um nicht zu sagen Dreistheit. Vor einiger Zeit entdeckte ich das 111 Seiten umfassende Buch aus dem Jahre 1921 in einem Antiquariat und erstand es gerade dieser kühnen Ironie wegen.

Der Verfasser: Klabund, ohne Vorname. Wie ich herausfand, ein Pseudonym, eine Kombination aus ,Klabautermann’ und ,Vagabund’, für Alfred Henschke (1890 – 1928). Er verfasste zahlreiche seinerzeit erfolgreiche Dramen und Romane und übersetzte aus dem Chinesischen, Japanischen und Persischen.

Das programmatische Motto, das Klabund dem Werk voranstellt, ist ein Goethezitat: „Wenn wir Deutschen nicht aus dem engen Kreise unserer eigenen Umgebung hinausblicken, so kommen wir gar zu leicht in einen pedantischen Dünkel. Ich sehe mich daher gern bei fremden Nationen um und rate jedem, es auch seinerseits zu tun.“

Die Tendenz des Werks ist liberal und pazifistisch, philosemitisch und antinationalistisch, pro Völkerverständigung, gegen politischen Extremismus von rechts wie von links. (Es enthält trotzdem die eine oder andere saftige ,politische Unkorrektheit’; welche, sage ich nicht).

Es ist eine amüsante Lektüre, Klabunds Stil ist journalistisch, und er verwendet auch die üblichen journalistischen Präsentationstechniken: einprägsame Beispiele, Vermengung von Biographischen und Literarischem, kurze charakteristische Zitate aus den Werken der behandelten Autoren (Autorinnen fehlen fast ganz), überraschende Fakteninformationen, hemdsärmelige Wertungen.

Kaum ein Leser dürfte nachher behaupten, tief ins Herz der Weltliteratur eingedrungen zu sein; zu vieles ist holzschnittartig, teilweise grob entstellend. Das Kapitel über die römische Literatur etwa ist alles andere als tiefschürfend, es enthält – etwa im Hinblick auf die schnoddrige Abwertung der Aeneis („nicht besonders originell“) – krasse Fehleinschätzungen.

Wer Gefallen an geschliffener Boshaftigkeit hat, kommt in jedem Fall auf seine Kosten; ein paar beliebige Beispiele, vielfach fortsetzbar:

Pindar, einer der größten Lyriker der griechischen Antike, dichtete über die Wettkämpfer der olympischen Spiele, „und er besang ihre Siege nicht anders als heute die amerikanischen Jazzlyriker die Boxer Dempsey und Carpentier besingen“ – eine Aussage, die er danach doch differenziert.

Über Shakespeares Gedicht Venus and Adonis: Missgünstige behaupteten, „es wäre die Lieblingslektüre der elisabethanischen Dirnen. Was nur für diese sprechen würde.“

Pierre Ronsard wollte, so Klabund, mit seiner Franciade seiner Heimat ein Nationalepos schenken, „der Ilias würdig. Was ihm nicht geglückt ist.“

Figaros Hochzeit von Beaumarchais könnte auch „der Polterabend der Revolution heißen“.

Über Prosper Merimée: „Die weibliche Endung (ée) seines Namens findet eine Parallele in einer stark weiblich betonten Komponente seines Wesens, die so weit geht, daß er weibliche Pseudonyme (Hyacinta Maglanowich) wählt und dem einer spanischen Tänzerin zugeschriebenen Buch sein Porträt als Spanierin mit der Mantille anhängt.“

Gabriele d’Annunzio „rühmt sich, ein Lateiner zu sein, und erkennt in jedem Menschen von fremdem Blut einen Barbaren. (Was ihn nicht hinderte, einmal einen Barbaren namens Nietzsche anzuoden und anzuöden, ohne den er ,nichts wäre’.) Er ist ein politischer Charlatan, ein Poseur mit einem genialen Einschlag.“

Legte ein Erfolgsautor heutzutage ein solches Buch vor, er stünde im Handumdrehen im Shitstorm, und zwar aus folgendem Grund: Alle möglichen sich nicht gewürdigt fühlenden Minderheiten – und noch dazu: das ganze weibliche Geschlecht! – würden mit schrillen Posaunenstößen die Qual ihres Diskriminiertseins kundtun. Die Grünen würden wahrscheinlich hergehen und die gesetzliche Einführung verbindlicher Quotenregeln für solche Gesamtdarstellungen fordern! Kurzum: vorbei sind die Zeiten, wo man, wie in der Weimarer oder der Bonner Republik, meinen und schreiben konnte, was man wollte.

Klabund jedenfalls machte es nichts aus, weder bei den Eskimosnoch in Lateinamerika noch in Afrika fündig geworden zu sein: für ihn anscheinend allesamt literaturgeschichtliche Totalausfälle.China, Japan, Persien, Ägypten dagegen werden, in dieser Reihenfolge, ausführlich gewürdigt, wie auch andere außereuropäische Literaturen, beispielsweise die der USA.

Am Ende der Lesestunde verbleibt nicht nur eine Menge einprägsamer Details, sondern auch eine Vorstellung von Weltkultur, ganz im Sinne des genannten Goethezitats. Gewiss kann hier jeder vielfältige Leseanregungen finden.

 

1 Mein Exemplar entstammt der zweiten, vom Autor neu durchgesehenen Auflage, Leipzig 1923.

2 Ich wähle die ältere Bezeichnung ,Eskimos’, da  auch ,Inuit’ inzwischen ins Visier der politisch  Korrekten geraten ist; vgl. das Werk Populäre Irrtümer über Sprache von O. Ernst, J. C. Freienstein und L. Schaipp, Stuttgart 2011, S. 112 ff. Der einzige jetzt noch mögliche Weg, die Eskimos/Inuit sprachlich nicht zu diskriminieren, ist demnach – das Schweigen.

Im Falle Afrikas würdigt er allerdings die letzten römischen Autoren, wie Apuleius, und die brasilianische Literatur bedenkt er mit einem Satz als Abschluss des Kapitels ,Portugal‘.

Unerwünschte Erosionen

Die Kanzlerin A. Merkel äußert sich nicht häufig zu solchen Themen, wie mein Blog sie behandelt, aber auf der Bundespressekonferenz vom 20. Juli 2018 tat sie es. Sie äußerte sich metasprachlich, und zwar zum richtigen Sprachgebrauch in der politischen Diskussion. Ich habe ihre Worte heute von der offiziellen Seite bundesregierung.de übernommen und gebe sie hier unverändert wieder – ohne deutsche Untertitel.

„Ich messe der Sprache auch eine sehr, sehr große Bedeutung zu. Ich persönlich werde mich immer wieder sehr gegen bestimmte Erosionen von Sprache wenden, weil ich glaube, dass es auch Ausdruck von Denken ist. Deshalb muss man sehr vorsichtig sein. Ich glaube, das haben ja auch einige jetzt schon versucht zu beherzigen. Das ist ein Ausdruck politischer Kultur. Er kann Spaltung auch befördern.